ursusmajor

War die Anschaffung lohnenswert?

Einleitung

Illustration: Wolfgang Rohr


Bitte beachten Sie, dass es sich bei den folgenden Erfahrungsberichten nicht um tiefgreifende Tests handelt. Hierfür gibt es Webseiten, die diesbezüglich einen professionelleren Vorgang bieten. Folgende Erfahrungsberichte basieren auf den eher trivialen Erkenntnissen eines hobbymässigen Nutzers und nicht deren eines professionalen Optikers, Fotografen oder Wissenschaftlers.

 

Wegweiser

Spektiv Swarovski ATX 30-70x95

Nachdem ich mich im Sinne von "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" von dem für die Astronomie optisch unbefriedigenden Grossfernglas TS-Triplet-APO 100mm / 90° (Heutige, 2015, Bezeichnung: TS 100W090) getrennt habe, entschloss ich mich, dieses Mobilgerät nicht mehr durch ein Grossfernglas zu ersetzen. Das doppeläugige Sehen hat seine unbestrittenen Vorteile; aber bei grösseren Öffnungen mit Grösse, Gewicht und Preis leider auch seine Nachteile. Deshalb entschloss ich mich, den Ersatz in einem Spektiv; also einem "halben" Fernglas zu suchen. Spitzengeräte bieten in der Schweiz KOWA, LEICA, SWAROVSKI und ZEISS an. Diverse Testberichte bescheinigen allen Geräten ausgezeichnete Eigenschaften und die Qual der Wahl ist eindeutig vorhanden. Swarovski wurde schliesslich zu meiner ersten Wahl, da mein "Händler des Vertrauens" in Bern dieses Gerät an Lager hatte und somit für eine erste Begutachtung zur Verfügung stand. Weiter gab es infolge der ausserordentlichen Frankenstärke (2015) einen Währungsrabatt von 30%. Da sich meine Schwester auch für die Astronomie zu interessieren begann, konnten wir mit dem Kauf zweier dieser Spektive noch einen zusätzlichen Rabatt aushandeln.

Geliefert wird das Gerät in zwei Schachteln. In der grösseren befindet sich das Objektiv- und in der kleineren das Okularmodul. Die beiden Teile werden mittels Bajonettverschluss rechtsdrehend wasserdicht aneinandergekoppelt und können mit Drücken des einrastenden Fixierknopfes und einem gleichzeitigen, kurzen Linksdreh wieder voneinander getrennt werden. Diese geniale Konstruktion erlaubt es, die aktuell (2015) drei erhältlichen Objektivteile (65, 85 und 95mm Durchmesser) beliebig mit den beiden Okularteilen STX (Geradeeinblick) und ATX (45°- Einblick) untereinander zu verbinden. Man bekommt so die Möglichkeit, sechs verschiedene Spektive zusammenzustellen. Mit dem TLS- APO- Modul erhält man zusätzlich einen Fotoadapter, der anstelle eines Okularmoduls an eines der drei Objektivmodule angekoppelt wird. Damit erhält man zusammen mit einem zur Kamera passenden T2- Adapter ein robustes Zoom- Teleobjektiv (Beim 95mm- Objektiv: 900 – 2100mm Brennweite); zum Beispiel für das Digiscoping. Visuell bewegen sich die möglichen Vergrösserungen, je nach Objektivmodul, zwischen 25- und 70- fach.

Das Fokussieren geschieht, wie auch die Wahl der Brennweite, mittels Drehringen; analog einem fotografischen Teleobjektiv. Auch die Drehrichtungen und Anordnungen (Fokusring liegt vor Brennweitenring) sind denjenigen eines Foto- Objektives identisch. Die beiden Drehringe führen satt und mit optimalen Widerständen. Die Brennweitenverstellung merklich härter aber trotzdem nicht zu hart. Bereits dadurch erkennt man, was man da verstellen wird. Die hohe Qualität ist auch hier erkennbar.

Das mit einem gegen Verlust gesichterten Okularschutz versehene Okular bietet eine für Brillenträger hineinschraubbare Distanzhülse. Somit ist auch für Brillenträger das beträchtliche Gesichtsfeld ersichtlich. Ob mit oder ohne Brille: Das Einblickverhalten zeichnet sich als sehr angenehm ab. Die bei günstigen Instrumenten oft störenden Abschattungen sind praktisch nicht vorhanden.

Die Brennweiten sind bei diesem Spitzengerät leider nicht ganz parfokal. Das bedeutet, dass bei einer Brennweitenänderung, stets eine kleine Fokusanpassung notwendig wird.

Das Objektiv wird mit einem, leider nicht verlustgesicherten, Objektivdeckel geschützt, der mittels Federdruck innenseitig in der verschiebbaren Tau- bzw. Blendschutzkappe gehalten wird. Auch hier zeigt sich der hohe Qualitätsstandart von Swarovski: Die Kappe gleitet satt vom hinteren zum vorderen Endpunkt und rastet auch jeweils ein. Etwas „bastlerhaft“ mutet aber das "Korn" des Visiers bei der ATX- Ausführung an, das lediglich aus einem, je nach gewähltem Objektivdurchmesser verkürzbaren, Gummistift besteht, der durch ein gummiartiges Band auf die Taukappe aufgespannt wird. Es erfüllt aber trotzdem seinen Zweck. Man visiert das Ziel analog einer Schrotflinte an und findet dieses - bei kleinster Vergrösserung sicher - innerhalb des Gesichtsfeldes.

Das Gerät weist als nahezu 4- Zoll Refraktor ein Gewicht von rund 2kg auf und findet für den visuellen Einsatz auf einem stabilen Fotostativ genügend Halt. Bei mir ein Manfrotto 055CXPRO4 mit dem Videokopf 501HDV desselben Herstellers. Im Einsatz als Teleobjektiv (zusammen mit dem optionalen TLS- APO- Modul) wird aber ein stabilerer Halt unabdinglich werden.

Als erstes richte ich das Spektiv auf einen etwa 150 Meter weit entfernten Baum und drehe den Fokus bei grösster Vergrösserung von 70- fach auf die im Gesichtsfeld zu erkennenden Blätter. Farbe, Kontrast und Helligkeit sind eindrücklich. Die Blätter zeigen feine Details, die ich bei dem eingangs erwähnten Grossfernglas und dessen nahezu identischen, optischen Daten niemals gesehen habe. Ich finde sogar eine Kohlmeise, die sich auf einem Ästchen dieses Baumes aufhält und erfreue mich ob der detailierten Abbildung ihres Federkleides, hauptsächlich die Flügel, derer lamellenartigen Gliederung das Testbild des Fernsehens ersetzen kann. Kein Wunder, dass sich dieses Spektiv bei Ornitologen einer grossen Beliebtheit erfreut.

Bevor ich das Gerät astronomisch einsetze, mache ich einen Test am künstlichen Stern (bläuliche LED). Wie erwartet, zeigt sich hier ein ausgezeichnetes Abbild mit konzentrischen, kreisrunden Beugungsringen.

Nun kommt der Einsatz am Himmel. Der halbvolle Mond steht etwa 8° westlich von Saturn und ich richte bei kleinster Vergrösserung (30- fach) das "Schrotflintenvisier" des Spektivs auf dieses helle Objekt. Dieses befindet sich problemlos innerhalb des Gesichtsfeldes und wird fokussiert. Obwohl nur knappe 100mm Öffnung, sammelt das Spektiv eine Menge an Licht und entsprechend blendend ist das Bild. Das rechte Auge gewöhnt sich aber sehr rasch daran und ein Graufilter ist nicht notwendig. Es gäbe die Möglichkeit, das Objektiv mittels Graufilters abzudämmen (M97 x 0.75). Ich schraube auf die maximale Vergrösserung (70- fach) und bringe unseren halbierten Trabanten in den Fokus. Der Monddurchmesser füllt ungefähr die Hälfte des Gesichtsfeldes aus. Damit ist eine ruhige Beobachtung auch ohne Nachführungsmotor problemlos möglich. Ab und zu benötigt es einen kleinen Schubs, um den Mond wieder in die Mitte des Gesichtsfeldes zu rücken. Obwohl eine mässige Luftunruhe vorhanden ist, zeigen sich eindrückliche Details auf der rechten Mondhälfte. Phantastisch, wie sich die Kraterlandschaft - prägnant in der Terminatorgegend - unseres Mondes in eindrücklichem Kontrast zeigt. Beim Krater Theophilus (wie auch bei vielen weiteren) ist die in der Mitte des Kraters befindliche Erhöhung deutlich zu erkennen. Um das Mare Crisium sind sehr viele Details zu erkennen. Auch im Bereich des Terminators sind die Fülle an Details beträchtlich. Mir gefällt besonders beim Krater Clavius der fünf bogenförmig aufgereihte, immer kleiner werdende Krater umringt. Kontrast- und detailreich zeichnen sich die bogenförmig angeordneten Gebiergsketten zwischen den beiden Krater Eratosthenes und Plato. Appenin, Kaukasus und Alpen gibt es auch auf dem Mond.

Der Mond verschwindet langsam hinter dem Hausdach und ich visiere gespannt Saturn an. Auch dieser findet sich mit der einfachen Zielhilfe problemlos im Gesichtsfeld. Bereits bei der kleinsten Vergrösserung erkennt man andeutungsweise seinen Ring. Weitere Details sind nicht erkennbar. Zudem macht sich die herrschende Luftunruhe negativ bemerkbar. Nach dem Hochschrauben zur Maximalvergrösserung und der Nachfokussierung zeigt sich zwar ein kleines aber doch schon mit Details versehenes Saturnsystem. Der Ring ist problemlos erkennbar und zwischendurch auch andeutungsweise die Cassini- Teilung. Zumindest erahnen lassen sich Schattenwürfe des Planeten auf das Ringssystem. Etwas östlich des Planeten, etwa in der Distanz des halben Gesichtsfeldes, ist ein schwach leuchtender Punkt zu erkennen. Saturns grösster Mond Titan ! Ein weiterer, deutlich schwächerer, kaum erkennbarer "Punkt" findet sich etwa drei mal näher, auch östlich, beim Planeten. Ob es sich um einen weiteren Saturnmond oder einen Hintergrundstern handelt konnte ich nicht zuordnen. Weitere "Punkte" sind keine erkennbar. Das Licht des nahen Mondes erhellt den Himmelhintergrund merklich.

Ich schweife noch etwas über den dunkleren Nordhimmel. Die Sterne werden im gesamten Gesichtsfeld punktförmig abgebildet. Keine Verzeichnungen oder gar Kometenschwänzchen (Koma) wie beim eingangs erwähnten Grossfernglas. Für Deepskyobjekte ist der Himmel leider zu hell und verschiebe dies auf eine Nacht mit günstigeren Bedingungen. Die Nächte werden bereits merklich länger.

Als Option schaffte ich mit dem Swarovski TLS APO einen Adapter für Okularprojektion an. Dieser ermöglicht das perfekte Koppeln einer Digitalkamera (z.B. Canon EOS1000D) mit diesem Spektiv. Damit ist Digiscoping mit Brennweiten von 900 - 2100mm möglich.

Im September 2015

 

Technische Daten

SkyScout; Teil 4: Ergänzungen

Im November 2010

Bereits seit gut drei Jahren ist das praktische Handplanetarium SkyScout von Celestron erhältlich. In der Zwischenzeit hat es Konkurrenz gegeben, aber durch die Erweiterungs- und Aktualisiermöglichkeiten per durch im Internet abrufbaren Downloads ist das Gerät zukunftsgerichtet.

Bemängelt werden musste zu Beginn die oft lange dauernde Abgleichung von Standort und Zeit per GPS- Satelliten. Nach dem Downloaden und installieren des aktuellsten Updates (Version 1.30 vom 1.Juli 2008) hat sich die Einlogzeit auf einen Drittel der ursprünglichen Zeit auf 1 bis 1,5 Minuten reduziert, wie mir Ernst Klappa aus München aufgrund seiner Messungen mitteilte. Im Vergleich zu der ursprünglichen Version der Firmware eine gewaltige Verbesserung.

Zudem sind mit den dazwischen liegenden Versionen unter anderem die in der ersten Version fehlenden Sterngruppen (z.B. Grosser Wagen in der Grossen Bärin, die Sanduhr im Orion oder das Kreuz des Nordens im Schwan) hinzugekommen. Weiter ist auch die Datenbank der auffind- und identifizierbaren Objekte drastisch erweitert worden. Natürlich lässt sich darüber streiten wie sinnvoll es ist, Objekte, die auch bei dunkelstem Himmel nicht von blossem Auge erkennbar sind, in die Datenbank des Skyscouts aufzunehmen. Dazu erschwert es bei nahe liegenden Objekte die Identifikation; umsomehr, wenn man sich nicht gut bei den Himmelsobjekten auskennt.

Offenbar scheinen jetzt die Erweiterungen beim SkyScout erschöpft zu sein, da das letzte Update doch schon bereits mehr als zwei Jahre zurückliegt.

Ernst Klappa - als pensionierter Elektroingenieur - konnte es nicht lassen, den Sky Scout zu öffnen und einen Blick in das Innenleben dieses Gerätes zu werfen. Nach dem Öffnen des Gehäuses sieht man die oben liegende GPS- Einheit, die nach dem Lösen zweier weiteren Schrauben abgenommen werden kann. Seine Versuche mit dem Anbringen einer Aktivantenne mit 28 db Gewinn, brachte keine weitere Verbesserung der GPS- Funktion. Die im Skyscout befindliche Antenne erledigt ihren Dienst mit Bravour.

Ernst Klappa machte sich auch Gedanken darüber, warum der SkyScout für das Verarbeiten der GPS- Signale mehr Zeit benötigt, als sein kleiner Navigaor für das Auto. Offensichtlich liegt der Grund darin, dass der SkyScout laufend die gespeicherten Objekte auf die Zeit und den Ort umrechnen muss, ansonsten wären die Daten für das Anfahren bzw. Identifizieren nicht rasch "griffbereit". Das wird auch mit ein Grund sein, dass Zeit und Ort nach einem Abschalten nicht gespeichert werden (können), da ansonsten die Rechenkapazität stark strapaziert - wenn nicht gar überfordert - wird.

Interessant ist vielleicht auch noch der Hinweis, dass fast alle Bauteile von Samsung stammen.

Weiter bestätigt Ernst Klappa meine Erfahrungen mit Lithiumbatterien: Diese halten um ein Vielfaches länger als Alkali- Batterien. Akkus haben erfahrungsgemäss die unliebsame Eigenschaft immer gerade dann entladen zu sein, wenn man diese am Dringensten benötigt....

Man darf gespannt darauf sein, ob Celestron eine Weiterentwicklung dieses kleinen Wundergerätes SkyScout vorgesehen hat

 

Grossfernglas TS-Triplet-APO 100mm / 90°

Lange war ich auf der Suche nach einem Grossfernglas mit 100mm Öffnung und 90° Einblick und austauschbaren Okularen. Miyauchi- Produkte rechnen sich infolge des grossen Preises und der eher geringen Einsatzhäufigkeit nicht. Erfreulich für mich war nun das Erscheinen des Grossfernglases, das durch die chinesische Firma United-Optics hergestellt und mit verschiedenen Handelsnamen vertrieben wird. Ich erstand das Gerät bei Teleskop- Service, wo dieses unter der Bezeichnung TS- Triplet APO 100/90° vertrieben wird.

Das zweiäugige Sehen hat seine grossen Vorteile und bei zwei 100mm- Objektiven für zwei Augen braucht es einen deutlich grösseren Refraktor für dasselbe Lichtsammelvermögen

Bei diesem Grossfernglas handelt es sich um zwei gekoppelte und natürlich identische 4- Zoll- Refraktoren mit dreilinsigen Objektiven. Teilweise als APO anderweitig - wohl eher zutreffend - als Semi- APO angepriesen. Gemäss Auskunft von APM (Markus Ludes) weist die Optik eine Brennweite von 500mm aus.

Okularseitig befindet sich ein Okularstutzen mit einer 90°- Abwinkelung. Erfreulicherweise nimmt dieser neben den drei mitgelieferten Okularpaaren auch andere handelsübliche 1,25“- Okulare auf, die durch den grosszügigen Weg der beiden Drehfokussierer problemlos in den Fokus zu bekommen sind. Getestet habe ich mit diversen mir zur Verfügung stehenden Okuaren.

Dieses optische Gerät wird in einem schaumstoffgepolsterten Leichtmetallkoffer, zusammen mit drei Okularpaaren (Plössl) geliefert. Mit dabei sind ein demontierbarer Tragegriff, sowie objektiv- und okularseitige Schutzkappen; erstere aber leider sehr leicht abfallen.

Die drei mitgelieferten Okularpaare weisen anstelle von Brennweitenangaben die zu erreichenden Vergrösserungen von 40-, 33- und 22- fach auf. Auf der Webseite von Teleskop- Servcie werden die drei Vergrösserungsstufen erstaunlicherweise mit 37-, 30- und 20- fach angegeben.

Angenehm und praktisch wären die beiden verschiebbaren, metallenen Tauschutzkappen, die aber sehr klapprig und ohne jegliche Festtellungen auch leicht hin und her rutschen. Der Augenabstand wird mit einem Mitteltrieb eingestellt und hat eine genügenden Einstellbereich. Auffallend ist das beträchtliche Spiel von 0,5mm bei dem Verbindungsgelenk. Was aber nicht weiter stört, da das Ganze schwergängig genug ist, um sich im Gebrauch nicht selbständig zu verstellen. Fokussiert werden die einzelnen Okulare mittelst Drehfokussierer. Ein bzw. zwei O-Ringe, eingelassen in die Nosepieces der Okulare, halten diese in der Aufnahme fest und dichten gleichzeitig das Innere - bis zum Porroprisma - ab. Die Tuben zwischen Porroprisma und Objektiv sind nach den technischen Beschreibungen abgedichtet und mit Stickstoff gefüllt. Erfreulicherweise sind die Okulare parfokal. Das bedeutet, dass höchstens geringfügig bei einem Wechsel nachfokussiert werden muss.

Das Gerät wartet mit einem ansehnlichen Gewicht von knappen 7kg auf. Zusammen mit den Okularen und eventuellem Zubehör bringt der gepackte Leichtmetallkoffer gegen 10kg auf die Waage. Mit einer Grösse von 445mm x 260mm x 133mm ist das Instrument ein eindrückliches Teil.

Dazu kommt noch das unverzichtbare Stativ, das im einfachsten Fall ein stabiles Fotostativ sein kann. Für ein Reise- Equipment schon beträchtlich umfangreich in Grösse und Gewicht.

Ich benutze dieses Grossfernglas auf mit einem Manfrotto Videokopf (501HDV) bestückten Fotostativ desselben Herstellers (055CXPRO4). Als einzige Option fertigte ich mir einen Adapter, der anstelle des entfernten Haltegriffes einen Leuchtpunktsucher von Teleskop-Service aufnimmt.

Nachdem ich innerhalb weniger Minuten das Stativ aufgestellt, den Manfrottokopf aufgesetzt und das mit der Manfrotto- Schwalbenschiene – festgeschraubt am Stativgewinde (1/4“) des Grossfernglases - versehene Instrument eingeschoben und fixiert habe, entferne ich den dazu verwendeten Haltegriff. Dazu wird einzig eine Inbusschraube (Ich ersetzte diese nachträglich durch eine Rändelschraube) gelöst, die danach in diesem Haltegriff verbleibt und fahre diesen aus der Aufnahme, schiebe anschliessend den Leuchtpunktsucher an dessen Stelle und sichere diesen mit einer im Adapter eingebrachten Rändelschraube. Danach entferne ich die vier Schutzkappen und füge die Okulare mit der kleinsten Vergrösserung (22- fach) ein. Dabei ist zu beachten, dass die Okulare wirklich - mit einer leichten Drehbewegung - bis in den Anschlag hinein gedrückt werden, da ansonsten der Fokus nicht erreicht werden kann. Ein leichtes Einfetten der O-Ringe erleichtert dies immens.

Mit dem eingeschalteten Leuchtpunktsucher – dieser habe ich tags mit grösster Vergrösserung an einer fernen Tannenspitze justiert - visiere ich nun Jupiter an. Trotz mässigem Seeing sehe ich diesen Planeten samt allen vier galileischen Monde im Gesichtsfeld. Das Einblickverhalten ist auch mit Korrekturbrille angenehm und das Gesichtsfeld wird nur wenig reduziert. Details sind auf der Jupiteroberfläche keine zu erkennen. Auch der Wechsel auf die 33- fache Vergrösserung bringt ausser einem besseren Ausfüllen des Gesichtsfeldes nichts. Das Einblickverhalten wird als Brillenträger bereits schlechter. Bei der grössten Vergrösserung (40-fach) sind nun andeutungsweise dunklere und hellere Stellen auf der Planetenoberfläche zu erkennen. Das Bild erscheint eher flau. Jupiter ist mit den beigelegten Okularen sicher nicht das geeignete Ziel. Ich bewege das Gerät in Richtung Andromedanebel (M31). Diese Riesengalaxie erscheint als grosser schummriger Fleck. Details sind nicht erkennbar. Die Sterne werden bis an den Rand punktförmig abgebildet. Bezüglich „Rand“: Jetzt im Dunkeln nicht weiter störend, sah ich bei Tageslicht, dass das Gesichtsfeld beschnitten wird. Dieses ist nicht schön rund, sondern weist je nach Okular eine einseitige oder gar zweiseitige Beschneidung auf. Offensichtlich ist das Prisma etwas zu klein geraten. Dazu kommt eine je nach Okularbrennweite mehr oder weniger erkennbare Abdunklung gegen den Gesichtsfeldrand hin. Diese stört aber beim Betrachten bei Nacht nicht weiter. Wahrscheinlich liegt diese Erscheinung weniger beim Objektiv, als bei den Okularen. Diese beiden Schwachpunkte sind wohl ein Tribut an die günstige Preisgestaltung.

Wie bereits erwähnt, sind die mitgelieferten Okulare nicht mit der Brennweite, sondern mit der damit in diesem Grossfernglas zu erreichenden Vergrösserung gekennzeichnet. Mit der bekannten Brennweite von 500mm des Fernglases kann man diese aber problemlos berechnen und erhält: 23, 15 und 12,5mm. Ich verfüge zwar für den Denkmeier Binoansatz über drei Okularpaare, aber keines unter 20mm Brennweite. Des Interesses halber stecke ich die beiden Vixen- LV20- Okulare in das Grossfernglas. Dabei bemerke ich den Nachteil der fehlenden O-Ringe. Die Okulare werden nur durch die Schwerkraft festgehalten. Normalerweise wird es bei einem 90°- Einblick nie vorkommen, dass die Okulare kopfüber zu stehen kommen. Die würden dabei sofort rausrutschen und zu Boden fallen.

Wieder Jupiter angepeilt, kann auch dieses Okularpaar problemlos in den Fokus gebracht werden. Es zeigen sich auch mit diesen LV- Okularen keine Details auf der Planetenoberfläche. Die Vergrösserung von 25-fach ist einfach zu klein. Die bessere Qualität der Vixen-Okulare zeigt sich durch das etwas grössere Gesichtsfeld und einem sehr angenehmen Einblickverhalten. Diese neigen deutlich weniger zu Abschattungen als die Originalokulare.

Nun schiebe ich, da leider nur ein Stück vorhanden, ein Vixen LV5 in die linke Okularaufnahme. Jupiter zeigt - stark schwabbelnd und sehr dunkel - das nördliche, dunkle Wolkenband zumindest erahnbar. Das südliche hat sich dieses Jahr (2010) verabschiedet. Mit diesem Okular bin ich mit 100-facher Vergrösserung an die sinnvolle Grenze eines 100mm- Objektivs angelangt. Zudem zeigt sich jetzt auch mein verwendetes Stativ überlastet. Die sanfteste Berührung lässt Jupiter weit aus dem Gesichtsfeld schwingen. Der weitere Test mit dem LV 9mm zeigt, dass auch mit der damit erreichten, kleineren Vergrösserung von 55- fach alle vorherigen Details erkannt werden können. Jupiter sieht nun einfach kleiner aber etwas „knackiger“ aus. Auffallend ist das eher flaue Bild bei diesen hohen Vergrösserungen. Wenn ich das Bild mit derselben Vergrösserung bei meinem Lichtenknecker vergleiche, ist dies bei diesem 6"- Refraktor viel deutlicher und kontrastreicher. Zudem scheint Jupiter einen schwachen Kometenschweif zu haben. Offenbar sind die Objektive nicht perfekt justiert. Dieser Verdacht erhärtet sich dadurch, dass diese "Erscheinung" nicht bei beiden Tuben gleich stark auffällt.

Als Schluss schiebe ich ein LV2,5 ein und erhalte für einen 4- Zöller die phantastische Vergrösserung von 200- fach. Dass Jupiter nun zwar gross aber sehr flau erscheint, ist bei dieser „Vergewaltigung“ zu erwarten. Mich interessiert mehr Vega. Jetzt kommt der Vorteil des 90°-Einblickes bei diesem hoch stehenden Stern zur Geltung. Nach der unbequemen und kniffligen Anpeilung kann ich mich nun bequem dem Abbild im Okular widmen. Alle Sterne sind bis zum Rand punktförmig. Vega leuchtet fast blendend und zeigt deutlich Farbsäume wie leider auch einen deutlichen Kometenschweif. Dies deutet auf eine dejustierte Optik. Die Bezeichnung dieser Optik - trotz der verbauten drei Linsen - als Semi-Apo ist eindeutig zu hoch gegriffen.

Auch der Sterntest mit der 40-fachen Vergrösserung am Stern Alkaid zeigt auf eine Dejustierung der Optik hin. Links deutlich weniger stark als rechts. Leider bietet das Instrument nur die Möglichkeit, die beiden Umlenkprimen mittels Schrauben einzustellen, falls das Instrument "schielen" sollte. Dazu müssen die drei Befestigungschrauben um den Drehfokussierer herausgeschraubt werden, um dann diesen zusammen mit dem Deckel abzuheben.

Fazit: Ein schweres und mit ein paar mechanischen und leider stärkeren, optischen Schwächen versehenes Instrument. Dies sind die Konzessionen, die gegenüber eines vergleichbaren und mehrfach teureren High- End- Gerätes eingegangen werden müssen. Trotzdem macht es Freude, mit diesem Gerät bei kleineren Vergrösserungen (maximal 25-fach) über den Himmel (Milchstrasse) zu schweifen. Bei höheren Vergrösserungen machen sich leider, vorwiegend bei helleren Objekten, die optischen Aberrationen störend bemerkbar.

Im August 2010

 

LVI Smart Guider

Bildquelle: www.prokyon.startime.at

Mein Sternenfreund Adrien Zingg zeigte sich dankbarerweise bereit, seinen LVI Smart Guider an meiner FS2- Teleskopsteuerung auszuprobieren zu lassen. Das LVI- Paket besteht aus dem LVI, der Guidingkamera, einem Fokussierokular und drei Kabeln; alles zusammen in einem Kunststoffköfferchen. Die Verkabelung des LVI ist einfach: Stromkabel mit Zigarettenanzünderstecker und je ein Verbindungskabel zwischen LVI zur Guidingkamera und Autoguidingbuchse der Montierung. Der sehr kleine Chip der Guidingkamera bereitet Mühe, bei einer grossen Brennweite des Leitrohrs den Stern überhaupt drauf zu kriegen. Beim Lichtenknecker mit einer Brennweite von 2,3m musste mit Hilfe eines Fadenkreuzokulars der Leitstern peinlichst genau in die Mitte gebracht werden. Dazu kommt der Schneckenfehler, der den Leitstern innerhalb sieben Minuten gute 5" schwanken lässt. Bei 2,3m Brennweite und einem Chip von 4x6mm wird das knapp! Wir entschlossen uns nach einem Versuch mit dem Lichtenknecker HA150 mit 2250mm Brennweite mit dem Meade ED102mit 900mm Brennweite weiter zu fahren.

Nachdem der Leitstern zentriert und das Fadenkreuzokular entfernt worden war, wird ein auf die Guidingkamera genau abgestimmtes Okular eingesetzt und der Leitstern fokussiert. Hier könnte man natürlich das Fadenkreuzokular auf die Guidingkamera abstimmen, was diesen Arbeitsschritt ersparen wird. Danach wird das Fokussierokular gegen die Guidingkamera ausgetauscht. Nach dem Starten sucht der LVI den Leitstern, stimmt dessen Helligkeit ab (Belichtungszeit) und zeigt danach auf dem Display grafisch, wo sich dieser auf dem Chip befindet (wenn alles klappte in der Mitte des Chips). Numerisch wird auch die Qualität der Fokussierung ausgewiesen. Es gäbe jetzt die Möglichkeit, mit leichtem Verfahren den Stern noch optimaler auf dem Chip zu positionieren. Das muss aber sehr vorsichtig geschehen, sonst ist der Stern aus der Chipfläche raus geflutscht und man beginnt von vorne mit dem Fadenkreuzokular. Erschwerend wirkt sich die enorme Trägheit aus. Es vergehen Sekunden bis eine Bewegung auf dem Display ausgewiesen wird.
Nachdem wiederum quittiert wurde, beginnt die Steuerung die Kalibrierung. Mit Steuerbefehlen an die Motoren der Montierung errechnet der LVI wie viel der Guidingchip zu den Achsen verdreht ist (Radialausrichtung). Das dauert etliche Minuten und ist offensichtlich auch sehr diffizil. Für diesen Schritt muss die optimale Verfahrgeschwindigkeit, die abhängig von der Brennweite des Leitrohres ist, ausprobiert werden. Diese wird für den Meade um die 0.25- fache Sterngeschwindigkeit liegen. Uns wurde es nach dem vierten Abbruch langsam zu kalt, diese zu optimieren. Nach erfolgreicher Kalibrierung kann das Guiding gestartet werden. Die Abweichungen werden dann auf dem Display des LVI grafisch wiedergegeben. Nach Adriens Erfahrungen funktioniert dies einwandfrei und der LVI ergibt punktgenaue Nachführungen. Er ist aber anfällig auf Schwingungen des Teleskops (Wind), die sogar zu einem Abbruch führen können und das ganze Prozedere wieder von vorne begonnen werden muss.

Wichtig ist auch, dass "Störfaktoren" wie PEC und Backlash- Korrekturen ausgeschaltet sind.

Fazit: Für kleine Brennweiten (unterhalb 800mm) sicher eine Alternative, wenn man nicht einen Laptop mit entsprechend grosser Akkukapazität oder Stromversorgung zur Verfügung hat oder das mobile Equipment nicht mit zusätzlichen Komponenten vergrössern will. Komfortmässig kommt der LVI aber nicht an den Bedienungskomfort eines Autoguidings mit Laptop/PC heran.

 

Meine ersten Erfahrungen mit dem DADOS

Gerade zum Zeitpunkt, als ich mich für die Astrospektroskopie zu interessieren begann, stellte Baader Planetarium den DADOS- Spektrografen vor. Dieses auf Entwicklungen des Max-Planck-Institutes basierende und lange vor dessen Auslieferung zu einem Subskriptionspreis angebotene Gerät ist bis zur endgültigen Marktreife ständig verbessert worden. Dabei sind auch Ideen und Erfahrungen vieler Spektroskopier (Diskussionsforen) eingeflossen. Es handelt sich beim DADOS um einen Gitterspektrografen mit Spalt, der drei Spaltgrössen (25, 35 und 50µm) und ein 200 Linien/mm Gitter bietet.

Rund ein Jahr nach meiner Bestellung ist das Gerät inklusive der angeforderten Optionen (hier 900 Linien/mm), zwei Kellner-Okularen (Brennweite 10 und 20mm), diverser Adaptionsringe sowie einer speziell für den DADOS angepassten Ar/Ne-Kalibrierlampe zusammen in einem speziellen Köfferchen mit zugeschnittener Schaumstoffeinlage im November 2008 geliefert worden. Die Bedienungsanleitung kann von der Webseite des Herstellers in Deutsch oder Englisch herunter geladen werden.

Der erste Eindruck ist sehr ansprechend und die nähere Betrachtung zeigt eine Bestätigung desselben. Alle Teile des DADOS sind sehr sauber gearbeitet. Die beweglichen Teile bieten eine satte aber trotzdem leichtgängige Betätigung. Alle Öffnungen des DADOS, sowie Okulare und Korrekturoptik sind mit stabilen Kappen vor Staub und Schmutz geschützt. Das zweite, nicht genutzte Gitter kann in einem stabilen und dichten Behälter aufbewahrt werden.

Der DADOS ist für den Einschub in einen 2“- Okularstutzen vorgesehen. Das Entfernen des eingeschraubten 2“-Adapterstückes legt im DADOS- Gehäuse ein T2-Innengewinde frei. Mit diesem in der Amateurszene weit verbreiteten Anschluss besteht eine Fülle von Adaptionsmöglichkeiten, wie z.B. mit entsprechendem Adapter auch ein Fotoobjektiv. Zudem verfügt das 2“- Nosepiece über ein 2“-Filtergewinde. Das T2- Innengewinde befindet sich in einem Gewindereduktionsstück, das aus dem DADOS- Gehäuse herausgeschraubt werden kann und ein noch grösseres Innen- Feingewinde frei gibt.

Mit einem Okular im 1,25“- Okularstutzen, der sich auf halbem Lichtweg befindet und auf das Spaltplättchen gerichtet ist, kann das Nachführen des Zielobjektes auf den gewünschten Spalt bewerkstelligt werden. Zuerst wird im Filtergewinde des gewählten Okulars die mitgelieferte Korrekturoptik samt Verlängerungshülse eingeschraubt. Das Ganze wird nun in den Okularstutzen eingeschoben und mit Hinein- und Herausschieben auf die drei Spalte fokussiert. Eine eingebaute, dimmbare Beleuchtung unterstützt die Sichtbarkeit der drei Spalten. Ein mitgelieferter Fixierring ermöglicht es, einen Anschlag in dieser Stellung zu setzen. Wichtig ist, nach Beenden der Fokussierung die Spaltbeleuchtung auszuschalten! - Ansonsten gibt es hässliche Lichtflecken auf der Aufnahme. ;-)

Anschließend wird das Zielobjekt - z.B. ein Stern - auf die die Spalte umgebende Spiegelfläche mittelst Fokussiereinrichtung des Teleskops scharf gestellt. Jetzt muss noch das Zielobjekt auf den gewünschten Spalt ausgerichtet werden. Und schon geht es los mit der Spektrenbeobachtung. Mit ähnlichem Vorgehen kann auch eine Webcam anstelle eines Okulars benutzt werden, die neben einer angenehmeren Kontrolle der Fokussierung und Nachführung dann auch ein Autoguiding ermöglicht. Hierbei ist die Verlängerungshülse nicht einzusetzen.

Am Ende des Lichtweges des DADOS (Detektoranschluss) befindet sich ein Drehfokussierer mit einem T2-Außengewinde. Mit dem mitgelieferten und auf dieses T2-Gewinde aufschraubbaren 1,25“-Okularstutzen, der mit einem weiteren Drehfokussierer ausgestattet ist, kann das Spektrum direkt durch ein Okular betrachtet werden. Anstelle eines Okulars werden sicher aber vermehrt Webcams, DSLRs oder CCD- Kameras eingesetzt, die je nach Bauart und Adapter entweder in diesen 1,25“-Okularstutzen oder direkt auf das T2-Außengewinde gesetzt werden. Für eine einfachere Handhabung beim Anbringen einer Kamera am DADOS liegt ein praktisches Kupplungsstück mit beidseitigem T2-Außen- bzw. Innengewinde bei.

Mit der Mikrometerschraube, versehen mit Teilkreis, kann das Reflexionsgitter sehr fein und mit hoher Wiederholgenauigkeit auf den geünschten Wellenlängenbereich eingestellt werden.

Meine ersten Schritte, Spektren zu fotografieren, waren sofort von kleinen Erfolgen gekrönt. Sei es mit Webcam, DSLR- oder CCD- Kamera; die Spektren von Kalibrierlampe, Sonne oder künstlichem Stern waren nach wenigen Belichtungs- und Fokussierversuchen scharf und bei der Canon sogar in Farbe vorhanden.

Mein Wunsch, den DADOS für das Ausmessen von Filtern und diversen Leuchtkörpern einsetzen zu können, liess mich eine einfache Stativmontage aus Gasrohrschelle und altem Duschkopf mit Kugelkopfverstellung basteln. Nun ist es mir möglich, den DADOS auf das W¼“- Gewinde eines handelsüblichen Fotostativs aufzuschrauben und in alle Richtungen auszurichten.

Wie sich der DADOS im Einsatz und Vergleich zu etablierten Spektrografen wie z.B. Lhires III verhalten wird, muss sich noch zeigen. Ich bin aber überzeugt, mit dem DADOS ein Gerät mit gutem Kosten-Nutzen-Verhältnis erstanden zu haben.

Im Januar 2009

 
Bild 1: Mit diesem Equipment CCD- Kamera Atik ATK 314L) schoss ich die Spektren vom Tageslicht. Dabei ist der DADOS mit offenem 2"- Nosepiece auf einen übrig gebliebenen Flecken mit Schnee gerichtet worden. Belichtungszeit waren 10 Sekunden. Bild 2: Diese Aufnahme ist ein Einzelbild im Wellenlängenbereich von ungefähr 5900 bis 6800 Angström. Bild 3: Mit derselber Gitterstellung wie Bild 2 aufgenommenes Kalibrierspektrum der Ar/Ne- Glimmlampe
Bild 4: Als ersten zu spektroskopierenden Stern mit DADOS und Atik ATK 314L am Lichtenknecker wählte ich den hellen "Betelgeuze" im Sternbild "Orion" aus. Die Aufnahme besteht aus 12 Einzelbilder von je 15 Sekunden Belichtungszeit, 6 Darks und 5 Bias. Nachgeführt wurde manuell auf den kleinsten (=mittleren) Spalt. Die kurze Belichtungszeit von total 3 Minuten lohnte den Aufwand für das Einrichten von Autoguiding nicht. Ich benutzte einen Küchenwecker, der mich auf das Ende der 12 Aufnahmen aufmerksam machte. Bild 5: Mit IRIS (Einsteigertutorial für IRIS und VSPEC) bearbeitetes Spektralband von "Betelgeuze". Bild 6: Mit VSPEC (Einsteigertutorial für IRIS und VSPEC) reduziertes und kalibriertes Spektrum des Sternes "Betelgeuze".

Atik ATK 314L

Für den Einsatz in der Astrospektrografie suchte ich eine geeignete Schwarz- Weiss- CCD- Kamera für den DADOS [94 KB] - Spektrografen. Meine guten Erfahrungen mit der Atik ATK 16 HRC (Farbkamera) und die Überlegung, eine bedienungsgleiche Kamera zur Verfügung zu haben, liessen mich für dieses Produkt entscheiden. Die rotationssymmetrische Form der Atik ATK 314L [272 KB] finde ich deutlich ansprechender als das etwas gewöhnungsbedürftige Styling der 16 HRC. Die Verarbeitung und die rot- schwarze Erscheinungsform, die Schnittstellen, Stromversorgung und das in ein T2- Gewinde einschraubte 1,25“- Nosepiece sind identisch. Meine schlechten Erfahrungen mit dem hochglänzenden Nosepiece (Herauschrutschen aus dem OAZ) liessen mich wiederum - wie auch bei der 16 HRC - umgehend eine kleine Sicherheitsnut eindrehen. Die Chipgrösse von 11mm in der Diagonalen ist für den Einsatz im DADOS optimal. Die erwähnten Anschlüsse müssen nun nicht mehr um das ganze Gehäuse herum zusammengesucht werden, sondern befinden sich gut sicht- und erreichbar auf der Gehäuserückseite.

Die Installation beim erstmaligen Gebrauch ist einfach: USB- Anschluss beim PC einstecken, Stromversorgung einstecken und bereits ist der Lüfter zu hören. Beim PC kommt die Meldung „Neue Hardware gefunden“ und nach dem Einlegen der mitgelieferten CD mit Treiber- und Capture- Software ist die Kamera rasch betriebsbereit. Erfreulich ist auch, dass die 314L im Vergleich zur 16HRC anstelle der 1.1-USB-Schnittstelle über die deutlich raschere 2.0 verfügt. Empfehlenswert ist die regelmässige Kontrolle auf der Atik- Webseite auf eventuelle Updates. (http://www.atik-instruments.com/ ).
Die Bedienung ist dieselbe wie bei der Atik ATK 16 HRC beschriebene; es ist ja auch dieselbe Capture- Software.

Im Gegensatz zur 16HRC ist es möglich, die Peltier- Kühlung des Sensors ein- bzw. auszuschalten. Der betreffende Softkey in der Capture- Software ist im Vergelch zur 16HRC aktiv. Die Kühlung ist aber nicht geregelt. Das Peltierelement kühlt den Chip um ungefähr 25 °C unter die bestehende Umgebungstemperatur. Wie auch bei der 16HRC ist das Gehäuse der 314L offen, d.h. es findet ein zwar langsamer aber stetiger Luftaustausch mit der Umgebung statt, was eine Zufuhr von zusätzlicher Feuchtigkeit nach sich zieht. Beim Chip der 314L befindet sich – wie auch bei der 16HRC - ein selbstregenerierendes Trocknungselement, das ein Vereisen des Chips wirkungsvoll verhindert. Wie diese „Selbstregenerierung“ (Aussage Lieferant) des Trocknungselementes bei konstanter Feuchtigkeit vor sich gehen soll, wusste auch der Lieferant nicht zu erklären. Es seien aber bei der Vielzahl der bisher verkauften Atik- Kameras nie diesbezügliche Probleme aufgetaucht.

Das Dunkelbild zeigt eine in dieser Preisklasse entsprechende Anzahl von Hotpixels, die mit geeigneter Software, wie z.B. mit der Freeware IRIS, "herausgerechnet" werden können.

 

Da ich die 314L ausschliesslich am DADOS einsetze und für die Farbaufnahmen nachwievor die 16HRC nutze (Mir ist das LRGB- Verfahren schlicht zu aufwendig), werde ich auf ein optionales Filterrad verzichten.

Es gibt auf der Webseite von Atik neben den aktuellsten Firmware-Versionen und Treiber auch weitere, zusätzliche Programme zum Downloaden. Leider ist die Seite nur in Englisch, was aber keine allzugrosse Hürde sein sollte.

Anschliessend ein unbearbeitetes Einzelbild des Tageslichtspektrums, gefolgt von dem mit dem Freeware- Programm IRIS erstellten Spektralband von Betelgeuze (AlphaOri)

Tageslicht; stark bewölkt; 27. Januar 2008;

Diese Spektralasufnahme zeigt den ungefähren Wellenlängen- Bereich zwischen 6000 und 6800 Angström. Atik ATK 314L am DADOS, ohne Optik; 2x2 Binning; 5 Sekunden Belichtungszeit. Einzelbildaufnahme unbearbeitet. Die drei Bänder enstehen gleichzeitig mit den drei verschieden grossen Spalten des DADOS'.

Betelgeuze, AlphaOri im Sternbild "Orion":

Mit Atik ATK 314L am DADOS im Lichtenknecker HA150/f15 erstellte fünf Lights des Spektrums mit 30 Sekunden Belichtungszeit. Anschliessend mit IRIS je fünf Darks und Bias' verrechnet, Hotpixels herausgerechnet, sowie Helligkeit und Kontrast optimiert. Spektralbereich ca. 6500 bis 7200 Angström.

Hofheim Instruments Dobson 8"

Bild: Hofheim- Instruments

Längere Zeit war ich auf der Suche nach dem - für mich - optimalen Reiseteleskop. Möglichst ein nicht zu grosser und zu schwerer Koffer, wo aber alles Benötigte wie Teleskop, Montierung, Okulare, Sucher/ Finder etc. Platz findet . Das Gerät sollte natürlich eine akzeptable Abbildungsqualität aufweisen.

Ein kleiner Refraktor mit Montierung und Stativ ist mir zu umfangreich; auch ein ETX 90 benötigt für den Feldeinsatz neben dem Koffer noch ein Stativ.

Fündig wurde ich mit dem Gitterdobson von Hofheim Instruments . Während die 12"- Ausführung zwei Koffer benötigt, befindet sich das kleinere 8"- Instrument in einem handlichen Koffer mit den Massen 37 (mit Haltegriff) x 32 x 20 cm und wiegt mit dem notendigen Zubehör (Okulare, Sucher/ Finder, Friktionssystem, 1,25"- Adapter) knapp 9 kg. Und das Wichtigste: Das Gerät benötigt keinen Strom und hat auch keine Elektronik.

Der Hauptspiegel ist aus chinesischer Fertigung; aber in ausgesuchter Qualität. Gemäss meinem Lieferanten (Astro- Optik GmbH) weisen die von Hofheim Instruments verwendeten Spiegel eine Mindestgenauigkeit von Lambda 1/12 auf.

Ausser die beiden Spiegel, diverse Schrauben, Fangspiegelspinne, Gleitflächen und Klemmvorrichtungen für die Streben sind alle Teile aus Holz (Birkenschichtholz, lasiert) gefertigt. Die Teile sind sehr sauber verarbeitet und passen sehr gut in- und aufeinander.

Für Eilige: Visuelle Beobachtung mit Hofheim Instruments 8"

 

Reisefertig!

Dieser handliche Koffer von knapp 9 kg Gewicht beinhaltet das gesamte Teleskop, Okulare, Friktionssystem, 1,25" Adapter, Punktsucher und ist selber Teil der Rockerbox.

Vor dem Aufbau studierte ich - was nicht gerade mein normales Vorgehen ist, aber wärmstens zu empfehlen - die sehr gut gestaltete, in deutscher Sprache geschriebenen Bedienungsanleitung. Mit eindeutigen Bildern wird schrittweise die Montage des Gitterdobsons erklärt.

Erst nach dem Aneignen dieses Wissens beginne ich das Köfferchen zu öffnen und das Gerät aufzubauen. Empfindliche Teile sind in Packpapier oder Noppenfolie verpackt und es braucht etwas Zeit, diese auszupacken.

Genial ist die Platzausnutzung. Das Köfferchen besteht aus dem Sockel, der fünf Seiten umschliesst und auch den Tragegriff beinhaltet. Die grau maserierte sechste Seite ist mit Formica überzogen und bildet den Boden der Rockerbox.

Mit drei Schrauben wird der "Deckel" (Sockel) gelöst und abgehoben, danach nimmt man den Fangspiegeltubus, der auf einer Plexigalsscheibe innerhalb der Spiegelbox befindet heraus und schliesslich noch letztere. In der nun übrig bleibenden Rockerbox befinden sich neben den acht zusammengeklappten Verbindungsstäbe für Spiegelbox und Fangspiegeltubus, drei Standfüsse für den Sockel sowie Teflonscheiben und Bolzen für die Azimutallagerung.

Platzausnutzung ist alles.

Blick in die Rockerbox mit Teflonscheiben, Klappstäben, Standfüssen, Mittenbolzen der Azimutallagerung und 1,25"- Adapter

Nach rund 20 Minuten ist das Gerät zusammengebaut

Ich klebe noch das hölzerne 11mm Schienchen für den beiliegenden Leuchtpunktsucher von WALTHER (eigentlich vorgesehen für Luftdruckwaffen) an geeigneter Stelle aussen am Fangspiegeltubus fest und stülpe die Anti- Streulichthülle über. Zuletzt noch Adapter und Okular einstecken, den Leuchtpunktsucher anbringen und das Teleskop ist einsatzbereit.

Klein, praktisch, gut...

Das einsatzbereite, rund ein Meter grosse Gerät

Bei einem Öffnungsverhältnis von F4 ist eine genaue Kolimation unabdinglich und ich stecke anstelle des Okulars meinen Laserkolimator in den OAZ und bin erstaunt, dass das Ganze nahezu perfekt kolimiert ist. Das Gerät könnte ohne Weiteres eingesetzt werden. Ein kleiner Dreh an der richtigen Schraube beim Fangspiegel und der rote Lichtpunkt ist genau mittig der Hauptspiegelmarkierung und wird auch genau in den Kolimator zurück reflektiert. Auch beim Schwenken des Tubus' bleibt die Kolimation erhalten.

Was die Bildqualität - wenn nicht merklich, dann sicher messbar - sinken lässt, sind die drei groben Fangspiegelstreben, die aus geschwärzten M3- Gewindestangen bestehen und beim Blick von vorne ins Instrument, den Hauptspiegel auffällig abdecken.

Für mich ungewohnt ist der 2"- OAZ, der einen Drehfokus aufweist. Diese platzsparende und auch leichte Konstruktion kann hier aber die Vorzüge voll zur Geltung bringen und ist in diesem Fall sicher eine der sinnvolleren Anwendungen.

Der Dobson läuft angenehm und ruckelt in keiner Weise. Meines Erachtens unabdinglich ist das als Option erhältliche Friktionssystem, das den Widerstand in Elevation leicht erhöht. Bei einem Okularwechsel in Horizontnähe bewegt sich das Instrumet ansonsten selbständig gegen den Zenit.

Die Anti- Streulichthülle ist bei Einsätzen innerhalb dunklen Orten nicht unbedingt notwendig.

Erstaunlich, dass der unentbehrliche 1,25"- Adapter als Option zugekauft werden muss. Wer benutzt ein solches Gerät nur mit 2"- Okularen? Oder ist der Hersteller der Meinung, dass dieses Gerät ausschliesslich als Zweit- oder gar Drittgerät angeschafft wird?

Auch Gutes kann verbessert werden. Bereits beim Zusammenstellen erkannte ich Verbesserungspotential.

Der Lagerbolzen für die Zentrierung der Spiegel- auf der Rockerbox habe ich mit grösserem Radius versehen. Jetzt geht das Suchen der Gegenbohrung einfacher: Bolzen in die Mittenbohrung der Spiegelbox und diese langsam auf der Rockerbox herum schieben und "Pligg" findet der Bolzen selbständig seinen Weg.

Beim Friktionssystem ist ein Schlüsselring für das Spannen der Feder zwischen den Einhakpunkten von Spiegel- und Rockerbox vorhanden. Für "handwerkliche" Finger ist der mitgelieferte deutlich zu klein; ich tauschte diesen durch einen grösseren aus. Nun kann ich meinen Zeigefinger in den Ring stecken und so ein unfreiwilliges Loslassen der gespannten Feder sicher verhindern.

Am oberen Punkt des Friktionssystems befindet sich am Ende der Einhakschraube für die Spannfeder eine Mutter, die ein Abgleiten der Feder verhindert. Diese Mutter ist sehr leichtgängig und könnte verloren gehen. Abhilfe bietet entweder Gewindesicherungsflüssigkeit (z.B. Loctite) oder eine Stoppmutter (meine Lösung).

Für das Transportieren von Okular, Friktionssystem und Finder innerhalb des Teleskopkoffers findet sich genügend Platz innerhalb des Fangspiegeltubus'. Damit der Fangspiegel und dessen Justierung durch die losen Teile nicht leiden, habe ich ein Schaumstoffstück zurechtgeschnitten, das genau in diesen achteckigen Tubus passt und die notwendigen Aussparungen für das Zubehör aufweist. Wichtig ist, dass die Bohrung für den Fangspiegel gross genug ausgearbeitet wird, so dass der Schaumstoffklotz nur mit den Wänden des Fangspiegeltubus' in Berührung kommt. Die Kolimation wird es danken.

Das mit grösserem Radius versehene Ende des Lagerbolzens Das Friktionssystem mit Schlüsselring als Spannhilfe (unten) und Stoppmutter am oberen Befestigungspunkt Schaumstoffstück für das Unterbringen der Zubehörteile, Sternkarte und Streulichtschutzhülle oben drauf gelegt, verhindern ein Herumpurzeln des Schaumstoffinhaltes

Der visuelle Einsatz am Nachthimmel ist der eigentliche Wirkungsbereich eines astronomischen Teleskops. Auf- und Abbau eigentlich nur ein notwendiges Übel.

Für dieses Mobilgerät habe ich zwei Zoom- Okulare vorgesehen. Das VIXEN LV 24-8mm und das TELVUE Nagler 6-3mm. Damit ist ein Vergrösserungsbereich von 33- bis 267- fach abgedeckt. Vor allem bei grossen Vergrösserungen bieten Zoomokulare den Vorteil, dass bei einem "Verlieren" des Objekts rasch herausgezoomt werden kann und man das Objekt infolge des nun grösseren Gesichtsfeldes eher wieder finden kann, um dann wieder reinzuzoomen.

Es ist mir bewusst, dass Okulare mit fester Brennweite einem gleichwertigen Zoomobjektiv überlegen sind; dies ist ein Kompromiss bezüglich den beschränkten Platzverhältnissen bei einem Reiseequipment.

Leider ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass es nach einer teleskopischen Neuerstehung mindestens drei Wochen astronomiefeindliches Wetter geben wird.

Also warten wir diese mal ab....... ;-(

19. Oktober 2008

Televue Ethos 8mm

Mit dem vor ein paar Monaten auf den Markt gekommenen Okular Televue Ethos 13mm sind diverse Diskussionen in der Amateurastronomieszene ausgelöst worden. Über Sinn oder Unsinn eines solch schweren und auch teuren Okulars lässt sich streiten. Die Tatsache eines 100° grossen Gesichtsfelds verdient aber diskussionslose Achtung bezüglich Leistung der Techniker und Designer von TeleVue.

Wie auch beim 13mm kann ich hier keinen eigentlichen Test anbieten, da mir die notwendigen Hilfsmittel fehlen. Allein mein Eindruck durch den Blick des in einer meiner Teleskope steckenden Okulars liegt diesem Erfahrungsbericht zu Grunde. Weiter liegt es in der Natur der Sache, dass dieser sehr individuell sein kann.

Das Ethos 8mm zeigt äusserlich denselben Aufbau wie die langbrennweitigere Ausführung: Mit den Einsatzmöglichkeiten sowohl direkt in einem 2"- wie auch direkt in einem 1,25"- OAZ. Unterschiede zeigen sich beim Schriftzug mit dem Hinweis auf die 8mm Brennweite, einem um rund 9mm kleineren Aussendurchmesser von 54mm und mit einem Gewicht von gut 400 Gramm deutlich leichterem Gewicht als der um rund 150 Gramm schwerere Bruder. Die Feldblende beträgt noch knappe 14mm.

Wie auch das 13-er kann das 8-er in einem Binokularaufsatz zum Einsatz kommen, was aber bei einem Doppelbedarf eine preislich oppulente Angelegenheit werden wird. Preislich liegt das 8mm- Ethos mit 670 Schweizer Franken (2008) um rund 50 Franken günstiger als die 13mm- Ausführung.

Das Einblickverhalten ist gleichsam angenehm wie beim 13mm Ethos. Als Brillenträger muss aber das Nasenvelo etwas härter auf die gummigeschützte Austrittslinse gedrückt werden, damit auch der an Astigmatismus leidende Beobachter in den vollen Genuss des 100°- Gesichtsfeldes kommen kann. Selbstverständlich kann auch beim 8mm, wie beim 13mm Ethos, das von TeleVue angebotene Dioptrx- System angewendet werden.

Auch bei diesem Erfahrungsbericht liegt eine Beobachtung vom Jupitersystem mit dem LK HA 150/f15 zu Grunde. Dieser Riesenplanet steht dieses Jahr (2008) sehr tief am Südhorizont und erlaubt keine all zu grossen Detailbeobachtungen, was aber auch beim Einsatz des Vergleichsokulars - Vixen LV9mm – zutrifft.

Mit 8mm Brennweite stellt sich beim LK HA 150/f15 eine Vergrösserung von 280- fach ein, was für einen 6- Zöller bei der Planetenbeobachtung bei guten Bedingungen noch sinnvoll ist.

Zuerst stecke ich das Vixen LV9 in den Zenitspiegel des Lichtenkneckers (Vergrösserung = 250- fach), richte auf Jupiter aus und stelle scharf. Der wabbernde Jupiter ist zusammen mit drei seiner Monde zu sehen. Das Bild ist etwas flau, die beiden dunklen Wolkenbänder und einige grössere Details in der übrigen Wolkenschicht sind aber trotzdem zeitweilig erkennbar. Der GRF befindet sich zur Zeit nicht auf der Vorderseite der Planetenscheibe. Mit ein klein wenig Verfahren in Ost- West- Richtung kann ich entscheiden, ob Europa oder Kallisto am Gesichtsfeldrand ersichtlich wird.

Nun wechsle ich zum Ethos 8mm und fokussiere um rund einen Umgang des Fokussierrades nach. Obwohl die Vergrösserung im Vergleich zum 9mm LV knappe 12% grösser wird, zeigen sich im Gesichtsfeld Kallisto und Europa gleichzeitig und noch genügend Platz um das Jupitersystem mit den vier galileischen Monde. Kontrast und Schärfe erscheinen mir im Vergleich zum 9mm LV identisch. Die Schärfe ist bei beiden Okularen bis zum Rand vorhanden, was ich mit Verfahren und Beobachten der Monde gut testen kann. Eine störende Verzeichnung ist bei beiden Okularen nicht zu erkennen, obwohl der Blick auf ein Gittermuster beim Ethos 8mm eine deutliche Verzeichnung dokumentiert. Phantastisch ist der fehlende Rand im Gesichtsfeld. Man muss schon schier um die Ecke blicken, um das Ende des Gesichtsfeldes erkennen zu können; obwohl mit Brille dieser Effekt weniger prägnant ist als beim 13-er.

Wie auch beim 13mm Ethos muss jeder für sich entscheiden, ob er den hohen Preis für ein 100° Gesichtsfeld investieren soll. Es ist sicher eine Genusssteigerung; einen praktischen Wert sehe ich, wie auch bei der 13mm Ausführung in Verbindung mit einem Dobson oder einem anderen Teleskop auf einer "handbetriebenen", azimutalen Montierung. Weiter bin ich gespannt auf das Beobachten eines hellen und grossen Nebels - z.B. wie M42 - mit diesem tollen Okular. Ich denke, dass Televue die Ethos- Reihe noch weiter ausbauen wird und wünsche mir für meine "Sammlung" eine Brennweite um die 20mm herum. Zusammen mit den beiden bereits vorhandenen und dem 31mm Nagler desselben Herstellers, verfügte ich dann über eine sinnvolle Staffelung der Okularbrennweiten für all meine Teleskope.

 
Verzeichnung beim Televue Ethos 8mm Verzeichnung beim Vixen LV 9mm

Televue Ethos 13mm

Ein rechter Brocken dieses 13mm "Ethos" von Televue. Mit seinen 560 Gramm kann es ein kleineres Teleskop schon aus dem Gleichgewicht bringen und mit einem Preis von um die 730 Schweizer Franken (2008) auch ein Budget.

Obwohl das Ethos auf den ersten Blick ein 2"- Okular - analog des legendären 31mm Nagler desselben Herstellers - vermuten lässt, handelt es sich aber um ein 1,25"- Okular. Sinnvollerweise wurde der durch das optische Design erforderliche, grosse Aussendurchmesser von 63mm mit einer Zusatzhülse ergänzt, die es nun ermöglicht, das Ethos sowohl in einem 1,25"- OAZ wie auch in einem 2"- OAZ einzusetzen. Die Feldblende weist eine Grösse von 22,3mm auf. Die Länge bewegt sich im Rahmen üblicher 2"- Okulare.

Das Ethos ist auch für den Gebrauch mit einem Astigmatismus- Korrektor vorbereitet.

Ich verfüge über keine optischen Messinstrumente und muss mich auf meine persönlichen - sicher nicht untäuschbaren - Eindrücke verlassen. "Testen" werde ich das Ethos am Lichtenknecker HA150/F15 und am Meade ED 102/f9, beide sind langbrennweitige Teleskope.

Vorweg noch ein paar einleitende Gedanken:

Beim Lichtenknecker wird sich die Vergrösserung mit 170- fach an der oberen Grenze des Sinnvollen bewegen. Mit 70- fach deutlich im sinnvollen Bereich beim Meade.

Als Vergleichsokular ziehe ich das seit langem bei meiner Sternwarte erfolgreich im Einsatz stehende Vixen LV 15mm hinzu. Dieses Okular weist ein scheinbares Gesichtsfeld von 50° auf. Diesbezüglich bietet das Ethos mit seinen 100° gerade mal das Doppelte (!!!) an Gesichtsfeld an.

Noch ein paar Worte zu wahrem und scheinbarem Gesichtsfeld: Blickt man mit 50- facher Vergrösserung durch ein Okular mit einem scheinbaren Gesichtsfeld von 50°, so überblickt man von Rand zu Rand des Okular- Gesichtsfeldes einen 1°- Abschnitt vom wahren Gesichtsfeld. Beim Ethos mit 100° scheinbarem Gesichtsfeld überblickt man denselben Himmelsausschnitt mit 100- facher Vergrösserung, bzw. den doppelten - also 2° - bei 50- fach.

Am 21. Juni 2008 peile ich mit dem Televue Nagler 31mm im Lichtenknecker gegen 23.30 Uhr M13 im Sternbild Herkules als erstes Vergleichsobjekt an. M13 ist der grösste Kugelsternhaufen in der nördlichen Hemisphäre und ist trotz des aufgehellten Himmels infolge hohen Sonnenstands und aufgehendem Mond gut sichtbar. Die Luft ist sehr unruhig. Nach der Zentrierung es Objektes wechsle ich zum Vixen LV 15mm und muss den Schärfepunkt neu suchen. Die Luftunruhe wirkt störend und für eine seriöse Beobachtung ist die Brennweite dieses Okulars bei den gegebenen Sichtverhältnissen eindeutig zu klein. Es geht mir aber um einen ersten Vergleich und schliesslich sind die (schlechten) Bedingungen für beide Okulare dieselben.

Die Sterne in der Randregion sind problemlos trennbar und bei längerem Beobachten sind zwischendurch und kurz auch weit in die Mitte hinein einzelne Sterne sichtbar. Das gesamte Kugelsternhaufensystem nimmt das Gesichtsfeld des LV- Okulars fast ganz in Anspruch.

Nun der Wechsel zum Ethos 13mm. Das grosse Gesichtsfeld lässt M13 auf den ersten Blick kleiner erscheinen, da Etliches mehr an Umgebung sichtbar wird - obwohl die Vergrösserung im Vergleich zum 15mm- Okular um rund 15% grösser ist. Ansonsten kann ich keine Unterschiede in der Auflösung erkennen. Die Luft ist einfach zu unruhig. Das Einblickverhalten ist sehr angenehm und bietet auch bei aufgesetzter Brille den vollen Umfang des Gesichtsfeldes. Um an den Rand des Gesichtsfeldes blicken zu können, muss man regelrecht um die Ecke blicken. Phänomenal dieser Eindruck ohne begrenzenden Rand.

Gegen 00.15 Uhr ist Jupiter aus der Horizontnähe heraus aufgestiegen und ich beschliesse, dieses sehr helle Objekt mit eingestecktem Ethos anzupeilen. Jupiter und drei seiner Monde auf der einen Seite (Io, Europa, Ganymed) und Kallisto auf der anderen Seite passen gerade in das 100° Gesichtsfeld des Ethos. Jupiter zeigt schwach Wolkenbänder und ist im Vergleich zu M13 erstaunlich "ruhig". Der Wechsel zum LV 15mm lässt es dann trotz der etwas geringerer Vergrösserung nicht mehr zu, alle vier Monde gleichzeitig ins 50°- Gesichtsfeld zu bekommen. Mir erscheint aber das Bild im LV etwas "knackiger". Die Wolkenbänder erscheinen mir kontrastreicher. Ein mehrmaliges Wechseln zwischen den beiden Vergleichskandidaten bestätigt diesen Ersteindruck.

Nun wechsle ich zum Meade ED102/f9. Mit dem 15mm LV erscheint nun der deutlich kleinere Jupiter etwas kontrastreicher, zeigt aber keine weiteren Details. Das Ethos bildet Jupiter in derselben "Qualität" ab. Ausser dem grosszügigerem "Umfeld" ist kein Unterschied in Kontrast und Detailerkennung im Vergleich zum LV zu erkennen.

Offensichtlich ist der Lichtenknecker bei den vorhandenen Sichtbedingungen im Vergleich zum Meade mit seiner doppelten Vergrösserung bei nur 50% grösserer Öffnung "überfordert".

Meine Montierung hat einen Schneckenfehler von rund 8". Während beim LV dieser Schneckenfehler gross genug war, um beim Liniengebilde von Jupiter und seinen vier Monden - die zufälligerweise ziemlich genau auf die Stundenachse ausgerichtet sind -. entweder Kallisto oder dann Ganymed aus dem Gesichtfeld zu bugsieren, blieb das gesamte Jupitersystem immer innerhalb des 100°- Gesichtsfeldes des Ethos.

Die Randschärfe ist bei beiden Okularen sehr gut und auch sonstige Aberrationen kann ich weder beim LV 15mm von Vixen noch beim 13mm Ethos von Televue feststellen. Bei einem Versuch mit einer mittels Filzschreiber erstellten Gitterstruktur auf einem Blatt Papier kann ich bei beiden Okularen eine Verzeichnung erkennen. Bei den anstehenden Bildern ist auch das deutlich grössere Gesichtsfeld unübersehbar. Während beim Vixen 9 Quadrate ins Gesichtsfeld passen, sind es beim Ethos - trotz fast 15% kleinerer Brennweite - 15 Quadrate!

 
Verzeichnung beim Televue Ethos 13mm Verzeichnung beim Vixen LV 15mm

Fazit: Ohne Zweifel ein sehr gut verarbeitetes Okular, das auch neue Massstäbe setzt, dieses Ethos 13mm; was man bei einem Preis von um die 750 Franken eigentlich auch erwarten darf. Was es in einem Vergleich zu einem drei mal günstigeren Okular bringt, ist eine deutlich grössere "Übersicht", was jedem Dobson- Nutzer unbestreitbare Vorteile bringen wird. Planeten- und Detailbeobachtungen bei hellen Deepskyobjekten werden bei einem Dobson oder bei einemTeleskop auf einer AYO einfacher möglich sein, da das Objekt weniger oft wieder in das Gesichtsfeld "geschubst" werden muss.

Bei einem nachgeführten Teleskop muss aber die Frage erlaubt sein, was man mit einem Ethos im Vergleich zu einem dreimal billigeren 50°- Okualar an Gewinn bekommt. Das muss jeder für sich entscheiden. Nicht alles was technisch möglich ist, kann auch sinnvoll eingesetzt werden.

Ein weiterer positiver Eindruck hinterlässt der grosse Gewinn an Weite, mit dem dieses edle Stück aufwartet. Plejaden z.B. können bei grösserer Vergrösserung noch als Gesamtes ins Gesichtsfeld kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass mit einer Zusatz- Investition von 1500 Franken bezüglich eines guten Binoaufsatzes ein enormer Eindruckszuwachs über die Weiten des Alls gewonnen werden kann.

SkyScout; Teil 3: Weitere Funktionen

Im November 2007

Herr Ernst Klappa aus München hat mich auf Grund meiner beiden bisherigen Testberichte über den SkyScout kontaktiert, da er bei seinem SkyScout die Darstellung der Sternmuster nicht aufrufen kann; bzw es erscheint ein leeres Display.

Mit der - fälschlichen - Annahme, dass Herr Klappa unter "Sternmuster" ein "Sternbild" versteht, lasse ich nun bei meinem Gerät über "Locate => Sternbilder => Alle Sternbilder => Lynx bis Orion => Orion => Sternbildfigur" das Sternbild auf dem Display anzeigen, was alles bestens funktioniert, wie Sie auf dem Bild zu diesem Beitrag erkennen können.

Beim "Herumspielen" entdecke ich, dass es tatsächlich auch eine Funktion "Sternmuster" gibt, und dass es auch bei meinem Gerät (Locate => Sternmuster => Grosser Wagen => Bild es Sternmusters) zu einem leeren Display führt. Die Funktion ist meines Erachtens in der Bedienungsanleitung etwas ungenau beschrieben. Offensichtlich wird unter "Sternmuster" ein bekannter Teil eines Sternbildes verstanden; wie zum Beispiel der "Grosse Wagen", der ein Teil des Sternbildes "Grosser Bär" darstellt oder die "Sanduhr" des "Orion".

Rücksprachen seitens Herrn Klappa mit Baader- Planetarium führten zur Erkenntnis, dass diese Funktion erst bei einem der nächsten Upgrads im Jahre 2008 zur Verfügung stehen wird; also nicht verzweifeln, wenn es noch nicht funktioniert.

Im ersten Testbericht vom 7. September 2007 erwähnte ich den grossen Stromverbrauch des SkyScout, der auch von Marc Eichenberger von der Astronomischen Gesellschaft Luzern im Beitrag vom 1. November 2007 der Sendung Einstein vom Schweizer Fernsehen kritisiert worden ist. Herr Klappa hat den Strom gemessen und je nach Beleuchtungsstärke des Displays und Funktion (GPS- Suche!) beträgt dieser bis zu ansehnlichen 600mA!

Eine längere Einsatzdauer, die bei kalten Temperaturen störend kurz werden kann, ist mit dem Verwenden von Lithiumbatterien oder wiederladbaren NiCd- oder NiMH- Zellen möglich. Bei letzteren scheint aber der Durchmesser (Auskunft Herr Klappa) grösser zu sein, so dass diese nicht mehr in die mitgelieferten und notwendigen Magnetschutzhülsen passen. Herr Klappa - dem Inscheniör is nix zu schwör - hat diese Hülsen, deren Mantel sich bei der Nahtstelle überlappen, "geöffnet" und soweit vergrössert, dass die Akkus reinpassen aber die Hülsen noch einen metallisch geschlossene Hülle bieten.

Ich selber bevorzuge die nicht aufladbaren Lithiumbatterien, die problemlos einen Dauereinsatz von fünf Stunden oder mehr bieten und weder eine Vergrösserung der Hülsenbdurchmesser noch ein Ladegrät benötigen.

Was eine weitere "Schwachstelle" darstellt - da bin ich mit Herrn Klappa einig - ist das neue Einjustieren des Gerätes nach dem Abschalten. Geschieht diese Abschaltung nun bewusst oder über den internen Zeitablauf; bei einem Neustart sucht das Gerät wiederum alle notwendigen Satellitenkontakte, um Standort und Zeit zu bestimmen. Praktisch ist es natürlich, wenn die internen Daten über eine mitlaufende Uhr gespeichert würden und dann mit einem kurzen Druck auf den Einschaltknopf das Gerät mit den alten Daten die Funktion rasch wieder aufnimmt. Die Gefahr dabei ist natürlich, dass bei einem Standortwechsel "vergessen" wird, die GPS- Daten zu updaten. Vielleicht gibt es ja künftig eine Zusatzfunktion "Alte GPS- Daten verwerfen?" die mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden muss.

Der Skyscout kommt bei mir oft zum Einsatz. Wie aktuell (November 2007) beim Aufsuchen des Kometen Holmes 17P, der zwar bekannterweise im Sternbild Perseus verweilt. Aber wo findet man an einem aufgehellten und teilweise mit Nebel- und Wolkenfetzen verhangenen Himmel dieses eher unscheinbare Sternbild? Der SkyScout löste dieses Problem via Mirfak souverän und mit dem Feldstecher dann in die nun bekannte Richtung geschaut und der Holmes war in seiner ganzen, enormen Grösse (Vollmonddurchmesser) sichtbar. (Foto, Beobachtungsbericht)

 

SkyScout; Teil 2: Im Goto- Einsatz

Donnerstag, den 13. September 2007

Heute will ich testen, wie sich der SkyScout auf einem Teleskop verhält. Ist es möglich, dieses Handgerät als Goto- Hilfe einzusetzen?

Wenn man bedenkt, dass in dessen Nähe eine rund 40kg schwere und nahezu voll aus Stahl gefertigte Montierung mit rund 40kg Gegengewichten und eine ansehnliche Säule von rund 100kg Stahlgewicht befindet und Celestron Abstand von grösseren Metallobjekten wie zum Beispiel Autos empfiehlt...

Nachdem ich den SkyScout in einer leeren Schwalbenschwanzaufnahme auf dem Lichtenknecker HA 150/f15 befestigt und eingeschaltet habe, sucht er die Signale von GPS- Satelliten und nach etwa einer guten Minute ist er betriebsbereit.

Ich richte den Lichtenknecker auf Jupiter aus und verdrehe den SkyScout bis Jupiter in mitten der konzentrischen Kreise steht. Die "Höhe" muss ich gar nicht korrigieren, der dafür vorgesehene Kunstoffkeil braucht's nicht.

Nun drücke ich "IDENTIFY" und dann den TARGET- Knopf solange, bis alle Richtungspfeilchen im Sichtfenster kurz aufleuchten. Nun erwarte ich, dass im Display "Jupiter" stehen würde. Stattdessen steht aber "Gaffias" - auch ein schöner Name - nur steht dieser in Wirklichkeit 9° in Südwestlicher Richtung von Jupiter. Der SkyScout meldet auch, dass eine magnetische Störung vorhanden sei. Ich nehme den SkyScout vom Lichtenknecker weg und da funktioniert bei diesem wieder alles präzis.

Fazit: Sobald sich eine grössere Menge Metall in der Nähe des SkyScout befindet, wird dieser empfindlich gestört. Glücklicherweise sind meine wenigen Hg- Plomben mit keramischen ersetzt worden....

Leider ist meine Idee, den SkyScout als Goto- Ersatz anzuwenden nicht realisierbar.

 
Die Schwalbe -. ein Geschenk von P. Wyss - habe ich über die ganze Länge mit einem einheitlichen Winkel von 15° beidseitig überfräst und mit einer 1/4"- Schraube im vorhandenen Gewinde im Boden des SkyScout verbunden. Der Kunststoffkeil ist als provisorische Hilfe für das parallele Ausjustieren zum Teleskop vorgesehen. Dieser wird einfach je nach Bedarf vor oder hinten entsprechend weit zwischen Schalbenstück und Skyscout eingeschoben. Die seitliche Korrektur kann infolge nur einer Schraube einfach durch Drehung bewerkstelligt werden. So sieht der SkyScout auf dem Lichtenknecker aus. Gar nicht so schlecht - oder?

SkyScout; Teil 1: Personal Planetarium

Illustration: Celestron

Freitag, den 7. September 2007

Heute kann ich – endlich – die schon lange bestellte deutsche Version des Celestron Sky- Scout vomSchweizer Importeur P. Wyss in Zürich entgegen nehmen. Natürlich kann ich es nicht erwarten, das neue Gerät auszuprobieren und entgegen allen Regeln, wo bei der Anschaffung eines astronomischen Gerätes drei Wochen Regen zu erwarten sei, ist der Himmel klar und in Anbetracht des anstehenden Herbstbeginns auch bereits kurz nach 21 Uhr dunkel.

Die Dämmerungszeit nutze ich, um die beiliegende Kurzanleitung (in Deutsch!) zu lesen.

Das Gerät bestimmt mittels eingebauten GPS- Empfänger den genauen Standort und die aktuelle Zeit. Danach berechnet der gerätinterne Prozessor unter Berücksichtigung der Signale vom sehr empfindlichen Kompass und ebensolchen Neigungsmesser die Richtung zum angepeilten bzw. anzupeilenden Objekt. Nicht nur von Auge sichtbare sondern auch erst mit optischen Hilsmitteln erkennbare Objekte befinden sich in seiner Datenbank. Sehr hilfreich, um z.B. die Richtung zu einem lohnenswerten Fernglasobjekt zu bestimmen.

Als erstes lege ich zwei AA- Alkaline- Batterien (gehören nicht zum Lieferumfang) - eingesteckt in die beiliegenden Metallhülsen - in den vorgesehenen Platz. Die beiden Metallhülsen sind notwendig, um die bei Batterien entstehenden Magnetfelder gegenüber den empfindlichen Geräteinnereien abzuschirmen.

Anschliessend drücke ich den Einschaltknopf so lange, bis das SkyScout- Logo auf dem rot hinterleuchteten Display (dessen Helligkeit kann mittels Knopfdruck verändert werden) erscheint.

Das Gerät sucht nun nach den GPS Satelliten oder genauer derer Signale. Anscheinend stehe ich zu nahe an den Gebäuden und auch die umgebenden Bäume sind nicht gerade ideal für eine freie Sicht nach oben. Es erscheint die Meldung, dass keine genügend starke Signale vorhanden sind auf dem Display und im Menu kann nun eine Wiederholung des Versuches oder die manuelle Eingabe von Ort und Zeit gewählt werden. Ich begebe mich ein paar Schritte weiter und versuche Ersteres noch einmal. Nach etwa einer Minute erscheinen Koordinaten und Zeit auf dem Display und das Gerät ist soweit einsatzbereit.

Mit der Taste „IDENTIFY“ schalte ich auf die Erkennungsfunktion und versuche es mit etwas Einfachem. Ich ziele mit der nicht vergrössernden „Optik“ (Sichtfenster), die zwei rot leuchtende Ringe beinhaltet, auf das helle Objekt, das im Südwesten nahe am Horizont strahlt. Sobald ich die beiden roten Ringe deckungsgleich und das helle Objekt in derer Mitte habe, drücke ich den orange umrandeten Knopf „Target“ auf der Oberseite des Skyscout – solange, bis alle Pfeile im „Durchblick“ gleichzeitig aufleuchten. Auf dem Display steht nun an erster Stelle „Jupiter“. Dasselbe versuche ich mit den Mitgliedern des Sommerdreiecks und tatsächlich: Wega, Deneb und Altair werden rasch und eindeutig erkannt. Da sich in der Nähe der anvisierten Objekte weitere, weniger helle Objekte befinden können, listet der SkyScout diese - sortiert nach Helligkeit - auf.

Arktur steht rot leuchtend hoch am Nordwesthorizont. Ich drücke die Taste „LOCATE“. Eine Auswahl „Was gibt’s es jetzt zu sehen“, „Planeten“, „Sterne“ und Weiteres steht zur Auswahl. Ich wähle mit Hilfe der runden Navigationstaste „Sterne“, dann in der folgenden Auswahl „die 20 hellsten Ziele“ und bewege dann den Cursor zu „Arktur“. Quittiert wird auch mit der runden Navigationstaste („Select“). Es erscheint im Display die Meldung „Richtungspfeile im Sichtfenster eingeblendet“.

Ich blicke durch das Sichtfenster und tatsächlich leiten mich rot leuchtende Pfeile zuverlässig in Richtung Arktur. Je näher ich Arktur komme, desto schneller blinken die Richtungspfeile. Sobald ich am Ziel angekommen bin, blinken alle Pfeile auf und Arktur ist tatsächlich nahezu in der Mitte der konzentrischen Kreise. Wichtig ist, dass in unmittelbarer Nähe des Zieles nicht zu rasch und oder hastig verfahren wird. Ansonsten fährt man ständig über das Ziel. Die Blinkgeschwindigkeit gibt einem eine gute Hilfe.

Nun versuche ich dasselbe noch mit M13 und M27. Zuverlässig führt mich der „Himmelsführer“ zu diesen Messierobjekten, die ich dann natürlich nur mit dem Fernglas sehen kann.

Wie wäre es, wenn man dieses Gerät zusammen mit einem parallel ausgerichteten Teleskop -. zum Beispiel auf eine AYO- Montierung - packen würde? Dann hätte man eine günstige AYOdigi. Wie sich aber dann die Nähe des Metalls auf den SkyScout auswirken dürfte?

Das gibt zu gegebener Zeit einen weiteren Test!!!

Interessant sind die ausführlichen Beschreibungen, die in schriftlicher und bei vielen Objekten auch mittels dem mitgelieferten Kopfhörer von einer sympathischen Frauenstimme vorgetragen werden.

Die vielfältigen Möglichkeiten kann ich in dieser kurzen Zeit nicht alle ausprobieren und freue mich auf kommende Nächte.

Anscheinend ist aber der Stromverbrauch dieses Gerätes nicht gerade klein. In den knapp zwei Stunden, die ich mit dem Gerät zusammen verbrachte, sind die Batterien nahezu geleert worden. Wenn die Nächte kälter werden, wird wohl ein einzelner Satz Batterien knapp werden. Hier werden sicher Lithiumbatterien eine Verbesserung bringen.

Wie es sich nach diesem kurzen und oberflächlichen Test zeigt, ist mit dem SkyScout ein tolles und interessantes Gerät am Markt, das sicher vielfach in den Einsatz kommen wird. Wie ausgereift die Technik ist, wird sich sicher noch zeigen.

Metall in seiner Nähe ist nicht von Vorteil, wie ich bereits erfahren musste. Da ich diesen Test in der Nähe meiner Firma machte, die von schweren Maschinen nur so strotzt, kam des Öfteren die Meldung von magnetischen Störeinflüssen (kleiner Magnet auf dem Display + Störungsbeschreibung), die nach ein paar Schritten aufs offene Feld hinaus wieder verschwand. Es wird diesbezüglich in der Bedienungsanleitung auch darauf hingewiesen; z.B. die Nähe zu Autos.

Mit beiliegender CD- Rom kann der Treiber für den SkyScout auf einen PC geladen werden. Es ist es dann möglich abzuchecken, ob neue Updates (Firmware und andere Aktualisierungen) zur Verfügung stehen und diese dann auf dem Skyscout direkt zu aktualisieren. Dies kann ich nicht weiter testen, da zur Zeit die aktuellsten Daten geladen sind. Ein "Gag" ist das Vorlesen des englischen Textes. Nützlich sicher für Sehbehinderte, aber für was wollen sehbehinderte Menschen einen Skyscout benutzen?

Das notwendige USB- Kabel ist im Lieferumfang - wie auch eine nützliche Tasche mit Trageriemen für den Skyscout und dessen Zubehör (Kopfhörer, Ersatzbatterien etc.)

 

AYOdigi von AOK

Heute, den 11. August 2007 ist wieder einmal ein wettermässig ansehnlicher Tag gewesen und gegen die Dämmerung verziehen sich auch die letzten Wolkenfetzen. Gegen Mitternacht ist die Dunkelheit soweit fortgeschritten, dass die Milchstrasse klar und deutlich über Ersigen prangt.

Endlich kann ich die vor einer guten Woche meinem Sternenfreund Jossy abgekaufte AYOdigi ausprobieren. Bestückt habe ich diese mit dem Meade ED127/f9 mit Sucherfernrohr 8x50. Die Montierung steht auf einem Berlebachstativ UN1-18-Astro.

Auf der Gegenseite der AYOdigi schraube ich noch eine vorrätige Original- Schwalbenklemme an, die ich bisher zweckentfremdet verwendet habe. Diese nimmt einen Punktfinder auf, den ich auf das Hauptteleskop ausrichte.

Zuerst wechsle ich den 9V- Block im angebauten JMI- Sternencomputer und dann geht’s los.

Ich richte anhand der im Berlebach eingebauten Wasserlibelle das Stativ waagerecht aus und schalte danach den Sternencomputer (JMI NGC MAX) ein, drehe „wunschgemäss“ (Anzeige: „vertical“) das Teleskop senkrecht nach unten (nach Bedienungsanleitung ist eine ungefähre Senkrechtstellung genügend) und quittiere mit der Entertaste.

Anschliessend wähle ich mit der Modetaste die Funktion „Mode Staralign“ und wähle nach dem Quittieren mittels Entertaste unter Verwendung der Up- und Downtasten als ersten Stern Arktur.

Nun fahre ich (nicht zu hastig, da sonst der Sterncomputer die Encodersignale nicht mehr verarbeiten kann und mit einer Fehlermeldung reagiert) Arktur mit dem Punktfinder an und stelle ihn dann mittig ins Gesichtsfeld des 25mm LV Okulars.

Danach wieder eine Quittierung mit der Entertaste und der Sternencomputer meldet kurz eine Abweichung von rund „45“ (nach Bedienungsanleitung sollte dieser Wert < +/- 0.2 sein; damit die gesuchten Objekte sicher im Gesichtsfeld erscheinen werden), wähle schliesslich als zweiten Anfahrpunkt Altair im Adler. Dasselbe Prozedere wie mit Arktur noch einmal und der Wert ist um die -0.2!

In knapp einer Minute nach dem Einschalten des Sternencomputers ist das Ganze ausgerichtet. Jetzt wird es spannend: Finde ich – oder besser die Steuerung - M13?

Mit der Modetaste stelle ich mit mehrmaligem Drücken „Mode Catalog“ ein und mit der Entertaste tippe ich durch, bis „M001“ (Messierkatalog) erscheint. Mit UP-, Down- und Entertasten stelle ich „M013“ ein und quittiere mit Enter. Es erscheint in Laufschrift eine englische Beschreibung dieses Objekts.

Ich drücke wieder die Modetaste so oft, bis „Mode Guide“ erscheint und quittiere mit Enter. Jetzt erscheinen zwei Zahlenwerte mit Pfeilen entweder links oder rechts beim einten Wert und auf oder ab beim zweiten Wert. Die Pfeile beziehen sich auf die Okularseite. Also bei Pfeil „Auf“ OAZ nach oben bewegen und anlog beim seitlichen Pfeil.

Ich fahre langsam in die angegebenen Pfeilrichtungen und die Zahlenwerte verringern sich. Werden die Werte kleiner als 10, werden diese mit 1/10- Genauigkeit angegeben. Ich fahre solange, bis beide Werte „0.0“ sind. Ein „Überfahren“ stellt kein Problem dar; die Pfeile „kippen“ einfach in die Gegenrichtung um.

Nun kommt der spannende Augenblick! Tatsächlich: Der prächtige Kugelsternhaufen steht etwas in Richtung „Vier Uhr“ neben der Mitte im Okular! Nun wäre ja eigentlich eine optimale Okularwahl für eine möglichst hohe Auflösung und intensive Beobachtung angesagt. Mich interessiert aber weiter die „Technische Seite“.

Mit der oben beschriebenen Weise wähle ich in „Mode Catalog“ und danach bei „Mxxx“ M027 aus; und nach dem Enter in der „Mode Guide“ fahre ich die angezeigten Werte nach Null.

Wiederum strahlt der Hantelnebel im Gesichtsbereich Richtung “Zwei Uhr“ des 25mm LV- Okulars. Hier verweile ich etwas länger und versuche die „Einschnürung“ und die "Ohren" zu erkennen. Nach einigen Minuten und mit indirektem Sehen ist leider nur erstere mit etwas dunkleren Stellen eindeutig erkennbar.

Nun kommt noch interessehalber der Katalog „Planets“ dran. Hier wird zuerst nach dem Datum verlangt, das in amerikanischer Schreibweise mit Hilfe der Enter, Up- und Downtasten eingegeben wird: „08-11-2007“. Anschliessend nach dem letzten Entertastendruck wähle ich mit den Up- bzw. Downtaste Jupiter aus.

Dann wieder „Mode Guide“ und anhand den Pfeilen und Zahlen fahre ich die Werte nach Null. Da Jupiter schön hell am Südosthorizont prangt, halte ich eher ihn, als die Digitalanzeige im Auge. Für den „Feinschliff“ konzentriere ich mich aber dann doch auf die rote Leuchtanzeige, die übrigens in der Helligkeit mittels Taste variiert werden kann.

Der Blick durchs Okular zeigt Jupiter und alle vier galileische Monde in Richtung Drei Uhr im Gesichtsfeld!

Fazit: Eine tolle Montierung; stabil, einfach in der Bedienung, leichtgängig (kein Ruckeln!) zuverlässiges Goto, leicht transportierbar und mit einem 12kg schweren Teleskop noch lange nicht überlastet. Für eine visuelle Beobachtungsnacht auf alle Fälle in die engere Wahl einzubeziehen.

Ich kann mir sogar vorstellen, dass Webcam- Aufnahmen – analog wie bei einem Dobson- Teleskop – gemacht werden können.

Bei meinem nächsten Ausflug auf den Gurnigel werde ich dieses Equipment dabei haben.....

 

Denkmeier Bino am Teleskop

Heute Donnerstag, den 31. August 2006 ist eine herrliche Nacht und ich will endlich den vor einer Woche angechafften Denkmeier II mit Powerswitch ausprobieren.

Gegen Mitternacht nehme ich die hochstehende Vega im Sternbild Leier mit dem Telrad ins Visier und blicke in den vorher am Meade ED-127/f9 montierten Binoansatz. In diesen eingesetzt sind die beiden 32mm- Plössl- Okulare von Celestron. Um den Bino überhaupt in den Fokus zu kriegen, muss die von Denkmeier mitgelieferte Barlowlinse (zusätzlich zum Powerxswitch!) in das Filtergewinde beim Bino eingeschraubt werden.

Vega ist nun im Bino als grosse, leuchtende Scheibe ersichtlich und kann problemlos in den Fokus gebracht werden. Aber was ist das? Ich sehe zwei Vegas! Trotz Verstellens der Augendistanz kann ich es nicht schaffen, nur eine Vega zu sehen, oder nur dann, wenn ein Auge nicht mehr im Bereich der Austrittspupille des betreffenden Okulars war.

Ich lege meine Brille beiseite und kann nach einigem Üben mit der Augenstellung (schielen) endlich Vega als Einzelstern erkennen. Aber wegen meiner starken Hornhautverkrümmung ist diese eher ein Kometchen. Ich lege die Brille wieder auf und versuche erneut, das Doppelbild in den Griff zu bekommen.

Nach etlichen Versuchen gelingt es mir. Irgendwie müssen Augen, Hirn und was weiss ich noch alles „eingeschult“ werden. Am Tage beim Verkäufer hatte ich diese Probleme nicht. Dann aber kommt die Faszination: Vega hängt schön im Vordergrund und im Hintergrund - wie Groupies - die schwächern Sterne.

Anscheinend interpretiert mein zwischen den Ohren liegender Prozessor das Sehende mit „Heller Stern = vorn; dunkler Stern = hinten“. Ich wandere mit fünf- facher Sterngeschwindigkeit im Gebiet um Vega herum und kann mich gar nicht satt sehen. Es ist wirklich so, wie wenn ich in einem Raumschiff aus dem Fenster schauen würde. Obwohl real nicht vorhanden, erscheinen die dunkleren Sterne weiter weg als die helleren, die sich im Vordergrund zu bewegen scheinen.

Mich würde interessieren, ob andere Binobenutzer auch dieses „Erlebnis“ haben.

Das beidäugige Beobachten ist eindeutig entspannender. Das Zukneifen des linken Auges entfällt und der Sichtbereich, obwohl nicht so, erscheint weiter.

Nach etwa zehn Minuten „Raumfahrt“ beschliesse ich, Vega als Referenz zu nehmen und mit Goto zum „nahe“ liegenden M57 zu schwenken. Die Linsen im Powerxswitch, zusammen mit der montierten Barlowlinse erlauben mit den 32mm Okularen effektive Brennweiten von 23, 14 und 8mm. Leider sind die „Umschaltungen“ nicht homofokal; d.h. bei jedem „Umschalten“ von der einen auf die andere Brennweite muss nachfokussiert werden; und dies nicht zu knapp!

Ich versuche mich nun mit den drei vorhandenen Brennweiten. Diese geben beim verwendeten Meade Vergrösserungen von 50, 90 und 140-fach. Bei allen Vergrösserungen ist M57 eindeutig als nebliger Ring erkennbar. Bei 140- fach bewirkt die vorhandene Luftunruhe ein leichtes „Wabbern“.

Nun ersetze ich den Bino mit einem 15mm Okular (Vixen LV) und habe damit einen nahezu 1:1- Vergleich. Das Bild mit dem Einzelokular ist eindeutig etwas heller. Mehr Einzelheiten kann ich aber nicht erkennen. Was aber im Einzelokular negativ auffällt, ist der grössere Einfluss des Seeings. Das „Wabbern“ ist bedeutend stärker als im Bino. Ob da das Hirn irgendwie „filtert“?

Leider sind Mond, Jupiter und Saturn bereits vor oder knapp nach Sonnenuntergang im Westen verschwunden. Ich stelle mir ein binomässiges Wandern über die Mondoberfläche als besonderes Vergnügen vor.

Fazit: Der Denkmeier liet preislich im Bereich eines kleinen Apo; die notwendigste Anschaffung ist er sicherlich nicht. Eher ein "nice to have"- Produkt, das aber eine deutliche Verbesserung der Beobachtungsqualität eines visuellen Astronomen bewirkt.

 

Binokularansatz Denkmeier II mit PowerXswitch

Illustration: Denkmeier

Samstag, den 26. August 2006
Seit längerem interessiere ich mich für einen Binoansatz und bildete mich in Foren und anderen Quellen - vorwiegend im WWW - diesbezüglich weiter.

In deutschen Foren sind etliche Beiträge darüber zu finden; viele leider mehr emotional als rational abgefasst.

Erfahrungsberichte habe ich zwar gefunden, aber leider auch mit Widersprüchen. Ob da eher Emotionen oder individuelle Gegebenheiten reinspielen, kann ich nicht beurteilen.

Der Binoaufsatz hat mich aber nie richtig losgelassen und ich fahre heute nach Zürich zu Galileo, wo ich mit dem dortigen Verkäufer - Zoltan Molnar - gestern Freitag für heute abgemacht habe, die vorrätigen Geräte testen zu dürfen.

Einziges Hinkebein ist, dass dies am Tage stattfinden muss. Als Telekope stehen mir ein 4"- Bresser, ein 5" Skywatch, ein 8"- GSO- Dobson und ein 10"- SC von Meade zur Verfügung.

Die Oklure: 20mm LV von Vixen, 32mm Plössl von Celestron und 24mm Panoptic von Televue.

Binoansätze sind der DenkmeierII mit PowerXswitch, der Baader Mark V und das TS Bino von Teleskopservice.

Bei den ersten Durchblicken bestätigt sich wieder einmal die Regel, dass man meistens (bei optischen Instrumenten jedenfalls) für mehr Geld auch mehr bekommt.

Ich probiere zuerst das TS und finde dieses gut. Mit den 32 mm Celestron Okularen ergibt sich ein Bild, dass die Blätter des etwa 200m entfernten Baumes kontrastreich, scharf und plastisch abbildet. Am Bildrand verliert sich die Schärfe etwas und es zeigt sich am Rand des Gesichtsfeldes eine Verdunkelung (Vignettierung?), die mich aber nicht weiter stört, da ich mich so oder so auf die Bildmitte konzentriere.

Beim Baader und Denkmeier sind die Bilder eindeutig "plastischer". Kontrast und "Farbenpracht" sind eindeutig besser. Es gibt keine Bildabdunklung und beim Vixen Okular ist - für mich jedenfalls - kein Schärfeabfall erkennbar.

Dies bestätigt sich auch mit den beiden anderen Okularpaaren, wobei bei den Celestron ein leichter Schärfeverlust im Randbereich ersichtlich ist. Nicht weiter störend, aber eben erkennbar....

Ich will hier den TS nicht schlecht machen, dieser Binoaufsatz ist für Interessenten, die nicht 1500 bis 2000 Franken für einen "Bino" ausgeben wollen oder können eine echt gute Alternative. Schliesslich hat auch nicht jeder einen Vollapo und ist mit seinem nicht ganz perfekten Equipment trotzdem glücklich.

Ich entschliesse mich dazu, den Denkmeier zu kaufen. Ich kann zwar selber keinen Unterschied zwischen diesem und dem Baader erkennen. Der Ausschlag gibt der "PowerXSwitch" beim Denkmeier. In der 2"- Ausführung kann man mit diesem genialen und praktischen "Switch" drei Brennweiten mit demselben Okularpaar erreichen. Je nach stellung der Schieber sind die Brennweiten mit 1.3, 2,3, und 3 zu multiplizieren. Je nach Einsatz in einem Refraktor, SC oder Newton differieren diese Faktoren ein klein wenig.

Mit einem Okularsatz können so die allermeisten Einsätze abgedeckt werden, wenn bei der Brennweite "intelligent" gewählt wird. Dazu ist der Denkmeier mit allen Anpasselementen (Korrektoren für das Erreichen des Fokus) für Refraktor, SC und Newton in einem stabilen Alukoffer untergebracht. Rundweg eine saubere Sache.

Bei den Okularen bin ich als Brillenträger mit starker Kurzsichtigkeit und starker Hornhautverkrümmung auf ein angenehmes Einblickverhalten angewiesen. Auch ein grosser Augenabstand ist sehr wichtig, damit ich nichts vom vorhandenen Gesichtsfeld verliere. Mit den bereits vorhandenen LV- Okularen von Vixen bin ich sehr glücklich und dies bestätigte sich auch beim Bino - bei allen drei Modellen. Ich habe jetzt zwei 20mm LV Okulare von Vixen.

Das 32mm Plössl von Celestron erscheint im Vergleich äusserst günstig, überzeugt mich aber mehr als das fast fünf mal teurere 24mm Panoptic von Televue. Bei diesem muss der Augenabstand penibel genau eingehalten werden, damit es keine Abschattungen gibt. Das Celestron ist diesbezüglich bedeutend unempfindlicher.

 

Atik ATK 16 HRC

Illustration: Artemis

Die Atik Kamera ATK 16 HRC verfügt über einen mit einem Peltierelement gekühlten Farb- CCD Chip (10,2 x 8,3mm) und mit einer Auflösung von 1390 x 1040 Pixel. Der Chip kommt von Sony (Chip ICX-285AQ).

Die äussere Erscheinung der rund 500 Gramm schweren Kamera ist trotz der eigenwilligen Form ansprechend. Das Gehäuse aus rot eloxiertem Aluminium und das schwarz eloxierte 1,25"- Nosepiece sind sehr sauber verarbeitet, spiegelblank und robust. Diese spiegelglatte Oberfläche beim Nosepiece führte dazu, dass mir die Kamera nach längerem Gebrauch aus dem Okularstutzen rutschte und zu Boden fiel. Die Kälte wirkte auf die Feststell- Kunstoffschraube ein und lockerte diese. Glücklicherweise blieb nur eine kleine Kerbe als Erinnerung zurück. Eine Aufrauhung oder besser das Eindrehen einer Nut in das Nosepiece ist darum empfehlenswert.

Die Kamera verfügt über die weit verbreitete T2- Aufnahme, wo neben dem mitgelieferten 1,25"- Nosepiece auch ein 2"- Nosepiece und viele andere Adaptionen eingeschraubt werden können.

Über eine 1.1- USB Schnittstelle wird die Kamera am Laptop oder PC angeschlossen. Weiter muss sie mit einer 12 Volt Gleichspannung gespiesen werden. Beides bietet heute keine Probleme, da praktisch jeder Laptop und PC über eine kompatible USB- Schnittstelle verfügt und 12 Volt sind auch auf freiem Feld (Powerpack, Zigarettenanzünder im Auto) gegenwärtig. Notfalls reicht eine alte Auto- oder Motorradbatterie. Der Mittenanschluss des Stromsteckers muss am positiven Pol angeschlossen sein. Die Kamera benötigt etwa 12 Watt Leistung, also rund 1 Ampère Stromstärke.

Die mitgelieferte Software, vor allem die Treiber, muss nach dem Anschliessen der Kamera installiert werden. Wahrlich problemloses "plug and play"!

Empfehlenswert ist es, anschliessend auf der Downloadseite von Artemis die aktuellste Software herunter zu laden. Auch stehen dort Plugins für diverse Astrosoftware (Astroart, MaximDL etc.) zur Verfügung.

Die Bedienung der Capture- Software (ArtemisCapture.exe) ist einfach und - obwohl nur in Englisch - weitgehenst selbsterklärend. Mit etwas Herumklicken in einer ruhigen Stunde kann die Bedienung problemlos "hinterschaut" werden. Mittels zehn (Version 3.04.5) Softkeys am oberen Rand des "Fensters" können folgende Bedienungen erfolgen; von links nach rechts:

- SAVE AS: Dieser nichteinrastende Softkey speichert das aktuelle und die folgenden Bilder; Nach dem Anklicken des Softkeys geht ein Dialogfenster auf, wo der Zielpfad, Namen u.a. eingegeben werden kann. Auf der Informationsleiste am Fuss des "Fensters" ist rechts ersichtlich, ob das Bild auch wirklich gespeichert worden ist; zum Beispiel: "Saved: Capture_001.fit"; ansonsten wird "not saved" stehen. Die folgenden Bilder werden automatisch nummeriert. Sollen die Bilder nicht mehr gespeichert werden - z.B. Beim Fokussieren - kann der zweite, einrastende und zusammen mit SAVE AS betätigte Softkey (AUTOSAVE), durch Anklicken ausgeschaltet werden.

- AUTOSAVE: Einrastender Softkey; schaltet die automatische Speicherung von geschossenen Bildern ein bzw. aus. Name und Speicherort werden mit dem Softkey EXPOSURE eingegeben.

- SET DISPLAY OPTIONS: Nichteinrastender Softkey; öffnet ein Fenster für diverse Einstellungen des Displays; Helligkeit, Zoom, Nachtsicht. Praktisch ist das Einblenden eines "Fadenkreuzes" (Häkchen bei "Reticle" durch Anklicken setzen).

- EXPOSURE: Nichteinrastender Softkey; das umfangreichste Tätigkeitsfeld. Das Einstellen der Belichtungszeiten, bei Mehrfachaufnahmen die Wartezeiten zwischen den einzelnen Bildern (z.B. für das Aufnehmen von Rotationen bei Planeten, Bewegungen von Asteroiden oder Kometen), Binning von 1x1 bis 1x4 oder asymmetrisch 1x4, 2x3 ist hier möglich, wie auch das Einstellen von Bildgrösse, Namensgebung und Speicherort.

- ADJUST COOLER SETTINGS: Ist beim Einsatz der Atik ATK 16 HRC funktionslos

- SUBFRAME DEFINITIONS: Einrastender Softkey. Hier kann zwischen Vollbild und Teilbild gewählt werden. Grösse und Lage des Teilbildes kann mittels ziehen eines Vierecks mit gedrückter linker Maustaste bestimmt werden. Der Wechsel von Vollbild zu Teilbild bzw. Änderungen am Teilbild machen sich erst nach der nächst folgenden Aufnahme bemerkbar.

- LOCK EXPOSURE SETTINGS: Einrastender Softkey. Mit diesem Softkey werden die Einstellungen von EXPOSURE und SUBFRAME DEFINITIONS gesperrt bzw. entsperrt.

- SNAPSHOT: Nichteinrastender Softkey. Schiesst ein Einzelbild mit den bei EXPOSURE und SUBFRAME DEFINITIONS gewählten Daten, und je nach Stellung von AUTOSAVE wird es abgespeichert.

- LOOP: Wird dieser einrastende Softkey betätigt, werden Aufnahmen anhand der Einstellungen unter EXPOSURE und/oder "AUTOSAVE" so lange geschossen und abgespeichert, bis dieser Softkey durch erneutes Anklicken entrastet wird.

- ABOUT: Gibt Auskunft über die Version von Artemis Capture.

Es bestehen weitere Funktionen, die nicht über die Softkeys aktiviert werden können:

Unter "File" könnte der "FITs header" interessant sein. Hier können Daten über das Bild oder die Bildfolgen eingegeben werden.

Eine nützliche Hilfe ist unter "View" der "Focus Assist". Mit Hilfe dieses Assistenten kann mit einem Doppelklick auf einen, nicht all zu hellen Stern in einem zuvor geschossenen Bild der bestmöglichste Fokus "errechnet" werden. Es besteht auch die Möglichkeit, einen Stern von der Software suchen zu lassen. Danach "SET" drücken und mit weiteren Bildern und leichten Fokussieränderungen die Werte "Bri" und "Wid" minimieren.

"Camera" bietet die Möglichkeit, das Bild auf den Kopf zu stellen: "Rotate 180°"

"Colour" bietet die Wahl zwischen einzelnen Dateiprotokollen. Meist wird wohl "RAW" erste Wahl sein.

Bei "Quick" ist ersichtlich, mit welchen Funktionstasten ohne Änderungen bei "EXPOSURE" Versuchsbilder mit verschiedenen Belichtungszeiten und Binning geschossen werden können. Unter "Quick" > "Save..." können den einzelnen Funktionstasten (F1 bis F8) die gewünschten Belichtungszeiten, Binning etc., die zuvor bei EXPOSURE eingestellt wurden und auch Bildfolgen, Speicherungskonfigurationen zugeteilt werden.

Die oben bereits erwähnte Informationsleiste am unteren Bildrand gibt nicht nur über die Speicherungsmodalitäten Auskunft, sondern auch über den Stand der Belichtung. Ganz rechts ist die Bereitschaft "Idle" oder der Zeitablauf der Belichtung "Exp. XXs" ersichtlich. Oder dann beim Bildherauslesen: "Downloading".

Beim Auslesen der Bilder von der Kamera auf die Festplatte des PC macht sich die langsame 1.1- USB Schnittstelle nachteilig bemerkbar. Für ein voll aufgelöstes Bild benötigt diese "Arbeit" bis 12 Sekunden. Wenn nur ein Teil des Gesamtbildes genügt, oder zum Scharfstellen, empfiehlt es sich die "Subframe"- Funktion anzuwenden. Die Auslesezeit wird frappant kürzer. Bei einem einzelnen Stern für das Fokussieren reicht ein sehr kleiner Rahmen und auch eine kurze Belichtungszeit; dann können im Fünfsekundentakt oder noch schneller Bilder betrachtet werden.

Für diesen Zweck kann auch das Speichern der Bilder mittels "Autosave"- Softkey unterbunden werden; der aber dann beim "Ernstfall" nicht zu aktivieren vergessen werden darf. Wäre doch ärgerlich, die schönsten Bilder zwar gesehen, aber nicht abgespeichert zur Verfügung zu haben!

Die Dynamik der Kamera ist für ein Gerät in dieser Preisklasse erstaunlich gross. Das Rauschverhalten überrascht ebenfalls positiv und kann sich neben bedeutend teureren Kameras sehen lassen. Nachteilig ist höchstens das "offene" Gehäuse. Feuchte Luft kann ohne Mühe eintreten und könnte zu einer Vereisung des CCD- Chips führen. Scheinbar ist das Trockenelement das dicht neben dem Sensor im Gehäuse eingebaut ist genügend stark in seiner Funktion. Bisher zeigten sich auch bei Minus 12°C, auf 2000 müM keine Probleme mit Chipvereisungen.

Das bei vielen CCD- Kameras ersichtliche Verstärkerrauschen an einem Rand des Bildes wird bereits intern herausgerechnet und bleibt von Beginn an unsichtbar.

Ich habe noch zu wenig Übung mit dieser Kamera und der Bildbearbeitung: Hier meine ersten Gehversuche: Der grosse Nebel im Sternbild Orion M42, Black- Eye- Galaxie M64, Kugelsternhaufen M5.

Folgend eine tolle Aufnahme mit der ATIK ATK 16 HRC, die ich mir aus dem WWW geliehen habe:

 

M 42

Meade LPI am Coronado PST

Sonne mit Sonnenfleck aufgenommen am 18. November 2006 mit PST; Made LPI; gestackt mit Registax

Heute, Samstag, den 18. November 2006 ist ein sonniger Tag und obwohl die Sonne nicht besonders hoch am Himmel steht versuche ich den neu angeschafften LPI (Lunar Planetary Imager) am P.S.T. einzusetzen.

Der sehr enge Fokussierbereich des P.S.T. genügt für den Meade LPI. Die Sonne findet aber auf dem kleinen Chip nur zu einem kleinen Teil Platz. Ich schraube deshalb den 0,5- fach Reducer (sieht aus wie ein farbloser 1,25"- Filter) von Astrocom in das Nosepiece des LPI. Jetzt findet etwa die halbe Sonne Platz im "Gesichtsfeld" des LPI.

Probleme gibt es bezüglich der Sichtung des vom LPI gelieferten Bildmaterials auf dem PC- Bildschirm. Die Sonne scheint grell und auf dem Bildschirm ist ohne ein abdunkelndes Tuch über Kopf und Laptop nichts zu erkennen. Nachdem ich schwitzend unter einer Wolldecke sitze, sehe ich genug, um die Sonne in den Fokus zu bekommen. Für die Belichtung benutze ich die von der dem LPI mitgelieferten Software (Autostarsuite) zur Verfügung gestellte "Auto"- Funktion. Diese funktioniert einwandfrei. Ich benutze einen Sonnenfleck und stelle diesen scharf. Es braucht etwas Geduld, den optimalen Fokus zu finden. Umsomehr man blind nach dem Fokussierknopf greifen und dazu ab und zu noch das P.S.T. der Sonne nachführen muss.

Ich speichere nun etwa eine drei Minuten dauernde AVI- Datei ab, was rund 300 Einzelbilder ergibt, die ich mit Registax bearbeite. Erstaunlich, was man auf dem bearbeiteten Bild zu sehen bekommt. Sonnenflecken mit aktiven Bereichen und die Granulation sind auf Anhieb ersichtlich, obwohl ich alles andere als ein Fuchs in der Bildbearbeitung bin. Allen Unkenrufen zu trotz scheint das P.S.T. eine günstige Variante für den Einstieg in die Sonnenfotografie im H-alpha- Licht zu sein.

 

Bildstabilisiertes Fernglas Canon 15x50 IS

Illustration: Canon

Freitag, den 3. Februar 2006

Das Wetter scheint heute auf der Alpensüdseite schön zu sein und ich beschliesse nach Rücksprache mit meinem Sternenfreund Claudio den rund 2,5 Stunden dauernden Fahrweg auf die Sternwarte „Adler“ der Astronomischen Gesellschaft Oberwallis (AGO) auf dem 2000 müM liegenden Simplon unter die Räder zu nehmen.

Es findet heute der - allmonatlich statt findende - öffentliche Beobachtungsabend statt, der rund 20 Besucher anlockte. Ich komme gegen 20.30 Uhr an und nach einer Stunde Kaffee und Kuchen in der warmen Stube der Sternwarte sind die meisten Besucher gegangen und die Sternwarte „gehört“ den noch anwesenden AGO- Mitgliedern.

Mich interessiert vor allem, den kürzlich gekauften Canon Feldstecher mit Bildstabilisator hier an diesem dunklen und nahezu von Lichtverschmutzung verschonten Nachthimmel auszuprobieren und auch die Meinungen der „Profis“ zu erfahren.

Der Canon 15x50 IS WP ist komplett gummiarmiert und soll auch eine Stunde in einem Meter tiefem Wasser schadlos überstehen. Ich bin geneigt, dies zu glauben und verzichte auf einen Tauchversuch.

Das Fernglas verfügt für die Fokussierung über einen Mitteltrieb und zwecks Ausgleich verschieden starker Augen bietet das rechte Okular die entsprechende Verstellmöglichkeit.

Es gibt noch das Schwesternmodell mit 18- facher Vergrösserung. Ich habe mich aber für die um 40% grössere Austrittspupille und das entsprechend grössere Gesichtsfeld entschieden. Dies muss aber jeder für sich selber entscheiden.

Für den Betrieb des Bildstabilisators benötigt es zwei Batterien der Grösse „AA“ (UM3, R6, Mignon). Ich habe Lithiumbatterien gewählt, da erfahrungsgemäss der Bildstabilisator energieintensiv arbeitet und dadurch die Alkalinezellen rasch zu Neige gehen und bei den wenigen Grad über Null, die heute vorliegen, noch rascher erschöpft sein werden.

Als erstes nehme ich den hoch prangenden Saturn ohne Bildstabilisierung ins Gesichtsfeld. Eine kleine sehr helle Scheibe ist ersichtlich. Jetzt drücke ich kurz den Einschaltknopf der Bildstabilisierung. Ein leises, kurzes und trockenes Klacken ist zu hören und das kleine helle Scheibchen steht ruhig im Gesichtsfeld. Phantastisch! Bei intensiverem Beobachten ist eindeutig erkennbar, dass das Scheibchen nicht rund sondern „ausgebeult“ ist. Analog zum grossen italienischen Wissenschaftler Galileo Galilei hat Saturn „Ohren“. Man erkennt im Ansatz die Saturnringe!

Kollege Peter bestätigt diese Erkenntnisse nach einem seinerseitigen Blick durchs Gerät.

Noch ein Hinweis bezüglich Einschaltknopf: Bei einem kurzen Antippen des Schaltknopfes schaltet sich die Bildstabilisierung ein und bei einem weiteren kurzen Antippen wiederum aus. Bei längerem Gebrauch schaltet die Bildstabilisierung selbständig aus und muss wieder aktiviert werden. Wird der Einschaltknopf dauernd gedrückt, bleibt die Bildstabilisierung eingeschaltet, bis der Knopf los gelassen wird.

Nach dem Rückerhalt des Fernglases von Peter, visiere ich Albireo im Sternbild Schwan an und kann eine schöne, saubere Trennung des Doppelsternsystems in die blaue und orange Komponente betrachten. Ich streife mit dem Fernglas etwas weiter zum Sternbild Vulpecula (Füchschen) und der Hantelnebel (M27) steht wie ein leuchtender Wattebausch felsenfest im Gesichtsfeld. Ich kann mich fast nicht satt sehen an diesem Anblick. Das grosse Gewicht von 1200 Gramm des Canons ruft einem aber wieder in die Realität zurück. Ich muss meine Arme eine zeitlang nach unten nehmen.

Nun nehme ich mir die Plejaden (M45) vor. Wie Diamanten auf einem schwarzen Samtkissen! Kein noch so kleines sekundäres Farbspektrum stört die Sternenabbildungen. Die Sterne sind allesamt Nadelstiche, bis an den Rand des Gesichtsfeldes. Canon scheint da eine Optik gelungen zu sein, die sich mit Zeiss und Co absolut messen kann.

Etwas störend wirkt die grüne Kontroll- LED, die den Betrieb der Bildstabilisierung in Dunkelheit sehr aufdringlich dokumentiert. Eine rote LED wäre wünschenswert. Ein weiterer Nachteil, der vorwiegend in die Arme geht, ist das ansehnliche Gewicht von 1200 Gramm. Da bringen auch die gegenüber den Alkalinebatterien bedeutend leichteren Lithiumbatterien keine nennenswerte Gewichtseinsparung. Auch der Okularschutz mit zwei einzelnen, runden Okulardeckeln, wie es auch die billigsten Okulare aus China aufweisen, ist für ein solches Spitzengerät etwas dürftig, umsomehr diese auch sehr leicht verloren gehen können und dann in der Dunkelheit ein oder gar zwei schwarze Kappen suchen...

Erfreulich sind aber wiederum die objektivseitigen Gewinde. Diese bieten durch den Einsatz von Deepsky- , bis zu Sonnenfiltern interessante Möglichkeiten. Diese müssen leider allesamt doppelt angeschafft werden. Das vorhandene Gewinde für das Montieren auf einem Fotostativ ist wohl nur der Vollständigkeit halber vorhanden. Oder ist es nach dem Einfangen eines Muskelkaters in den Armen vorgesehen?

Wie auch immer: Ab sofort ersetzt mir dieses fantastische Fernglas den bisherigen Zeiss Victory 8x56.

 

Fotografieren mit dem PST

Heute Sonntag, den 11. Juni 2006 will ich versuchen, das eigentlich nur für den visuellen Einsatz vorgesehene P.S.T auch fotografisch einzusetzen. Ich stelle und justiere P.S.T und AYO wieder so ein wie am Vortag.

Für das Fotografieren verwende ich die vorhandene Canon EOS 350D mit dem 1,25" Piecenose- Adapter. Diesen stecke ich in die Okularaufnahme und sehe dann auch sofort eine grosse, rote aber unscharfe Sonne im vergrössernden Winkelsucher. Es gelingt mir nicht, den Fokus zu finden; der Fokussierweg ist zu klein.

Ich schraube die Cmax- Barlowlinse aus der Originalhülse und schraube diese in den Nosepiece der Kamera. Nun ist zwar das Bild im Sucher deutlich dunkler geworden, aber in den Fokus zu bringen. Ich fahre die nur schwach ersichtliche Protuberanz in die Bildmitte und stelle diese optimal scharf. Das braucht etwas Fingerspitzengefühl. Dann schiesse ich mehrere Fotos mit ISO 400 mit dem Fernauslöser, wobei ich die Belichtungszeit zwischen 1/1000s und 1/60s variiere und auch zwischendurch die Sonne wieder ins richtige Gesichtsfeld rücken muss.

Bei der nachträglichen Bearbeitung des 1/250s- Bildes mit Photoshop bin ich positiv überrascht: Nicht nur die Protuberanz ist deutlich zu erkennen, sondern andeutungsweise auch die Granulation. Die grosse Überraschung ist aber das visuell nicht erkannte Flare!

Das Gerät eignet sich mit einigen Abstrichen (vor allem ungleichmässiger Kontrastverlauf über das Bild) auch für den fotografischen Einsatz. Unter der Berücksichtigung zwischen Preis und Leistung eine sicher lohnenswerte Investition für den sonnenbegeisterten Amateurastronom mit kleinem Geldbeutel.

 

Conorado PST; für die H- alpha- Sonnenbeobachtung

Sonnenbeobachtung im H-alpha Licht eröffnet neue Perspektiven. Seit entsprechende Filter von Conorado, Day Star, Solarspektrum u.a. auf dem Markt sind, haben betuchtere Amateurastronomen die Möglichkeiten, die Oberfläche der Sonne in einem buchstäblich neuen Licht zu sehen. Protuberanzen, Flares, Spikulen, Fibrillen, Filamente, Granulation und aktive Regionen um Sonnenflecken können mit diesen sehr teuren Filtern - im Gegensatz zu einem Protuberanzenansatz, der bei sehr präziser Justierung und Nachführung "nur" die Beobachtung von Protuberanzen zulässt - alles gleichzeitig beobachtet werden.

Conorado hat nun für Amateurastronomen, die sparsam mit Geld umgehen müssen aber unter anderem auch eine Sonnenbeobachtung im H-alpha Licht auf ihrer Wunschliste haben, ein preislich sehr interessantes Gerät auf den Markt gebracht, das ich bereits - einem Kollegen mit Praktikum un USA sei Dank - vor seiner Markteinführung in Europa mein Eigen nennen durfte: Das Personal Solar Telescope - kurz P.S.T.

Das "Gesamtpaket" besteht aus einem stabilen und handlichen Köfferchen, wo neben dem eigentlichen H-alpha- Teleskop mit seiner Öffnung von 40mm und der Brennweite von 400mm, einer optionalen Dreibeinstütze, die es erlaubt, das Sonnenrohr auf einem Tisch oder Ähnlichem einzusetzen, einer 2- fach Barlow und drei 1,25"- Okularen (25, 18 und 12mm) - letztere vier Teile von Cmax und auch optional - ihren Platz finden.

Der Aufbau des P.S.T. entspricht einem Refraktor; das Objektiv ist zweilinsig (achromatisch) und beinhaltet für die Wärmedämmung des Sonnenlichtes ein entsprechendes Filter. Der schwarze Kasten beinhaltet ein optisches Prisma - zum Einten wird das Bild seitenrichtig und aufrecht um 90° zur Okularaufnahme umgelenkt und zum Zweiten dient dieses zur Fokussierung. Alle 1,25" Okulare können aufgenommen werden. Die von Conorado vertriebenen Cmax sollen speziell für H-alpha- Licht berechnet worden sein. Der Blockfilter hat eine Grösse von 5mm und der eigentliche - preistreibende, schmalbandige H-alpha Filter (Etalon) ist nicht wie vom Solarmax her gewohnt vor dem Objektiv, sondern nahe beim Okular zu finden und wird damit deutlich kleiner (knappe 25mm) und entsprechend billiger.

Heute Samstag, den 10. Juni 2006, habe ich - bei schönstem Wetter - endlich die Zeit gefunden, mich mit dem neuen Gerät zu beschäftigen.

Die Handhabung ist sehr einfach. Ich benutze nicht die Original Tischdreibeinstütze, sondern die von mir modifizierte AYO- Montierung. Vorher musste ich noch eine entsprechende Schwalbe am PST anpassen und befestigen.

Diese "Deutsche" AYO richte ich ungefähr gegen Norden aus und befestige das P.S.T.. Der praktische, im P.S.T. eingebaute "Lochsucher" mit Mattscheibe (darauf achten, dass die Hände nicht das Sonnenlicht von demselben fernhalten...) lässt mich die Sonne sofort darin "finden" und ein Blick durch das 25mm Okular zeigt bereits die unscharfe Sonne, die ich umgehend in die Mitte des Gesichtsfeldes rücke. Das Fokussieren geschieht mit einer kleinen Rändelschraube am unteren Teil des "Zenitspiegels". Diese Schraube verschiebt das Prisma und rückt damit den Brennpunkt an die richtige Stelle. Ich sehe bereits bei "Sieben Uhr" eine Protuberanz. Mit Hilfe des am hinteren Ende liegenden Gummringes - des "Tuners" - kann der "Kontrast" entsprechend verändert werden, bis die Protuberanz klar und deutlich vor dem total schwarzen Himmelhintergrund steht. Auffallend ist, dass sich der maximale Kontrast mit dem "Tuner" wie ein Fenster über die Sonnenscheibe bewegt. Dadurch verschwindet die Protuberanz bei "Sieben Uhr" und es erscheint eine andere, etwas kleinere, bei "15 Uhr". Es ist also nicht möglich, alle Protuberanzen am ganzen Sonnenrand auf einmal sehen zu können. Auffallend ist diese "Eigenschaft" beim Beobachten der Granulation auf der Sonnenoberfläche. Wird der "Tuner" langsam gedreht, wandert die maximale Erkennbarkeit der Globulen deutlich über die Sonnenscheibe. Ein Tributt an das günstige Design.

Mit einiger Übung ist es möglich, die ganze Sonnenfläche problemlos zu beobachten. Mit dem Tuner "verfolgt" man die Blickrichtung des Auges oder umgekehrt.

Nun wechsle ich auf das 18mm Okular. Die Sonne wird deutlich grösser und vor allem die Granulation ist deutlicher zu erkennen. Für mich wird das 18-er zum Lieblingsokular. Auch bei den Protuberanzen und Sonnenflecken sind Details besser zu erkennen. Noch das 12mm Okular: Die Sonne ist merklich dunkler geworden, eher schon unangenehm. Das Einblickverhalten ist deutlich schlechter als beim 18mm Okular. Die einzelnen Objekte auf der Sonne sind zwar etwas grösser, aber nach meinem Dünken entsteht keine erhöhte Erkennbarkeit von Details. Dazu kommt, dass die Sonne rasch aus dem Gesichtsfeld wandert, was aber dank der parallaktischen Aufstellung kein Problem darstellt; wohl eher beim Originaldreibeinstativ, wo in zwei Achsen nachgefahren werden muss. Die 2- fach Barlow finde ich nicht notwendig. Zusammen mit dem 18mm und erst recht 12mm Okular wird die Sonnenscheibe zu dunkel und auch die ganze Handhabung mit dem Nachführen lässt dann nicht gerade Freude aufkommen. Ich kann auch keine Steigerung der Detailfülle attestieren. Mit einem 25mm und 18mm Okular ist man beim P.S.T. bestens bedient. Meine Empfehlung: das beiliegende 12mm Okular geringer Qualität raschmöglichst mit einem guten Plössl in der Gegend um 15mm Brennweite ersetzen.

Wichtig finde ich eine über den Kopf gezogene Decke. Diese schirmt das sehr stark störende Streulicht wirksam ab. Es wird zwar verdammt heiss unter dem Ding aber die dadurch erreichte Qualitätsverbesserung im Okular macht dies mehr als wett.

 

Meade ETX-125/f15

Samstag, den 8. Januar 2005

Heute ist ein klarer, kalter Wintermorgen und ich beschliesse mit meinem neuen Meade ETX125 den 1600 müM hohen Gurnigel – astronomischer „Hausberg“ der Berner – zu „besteigen“. Bereits beim Hochfahren zeigt sich ein sehr klarer Himmel und dies verspricht bereits aussergewöhnlich Gutes für „oben“.

Der Aussenthermometer meines Autos zeigt -22°C, es ist ca. 5 Uhr morgens; die aber nach dem Aussteigen infolge trockener und ruhiger Luft als nicht unangenehm kalt empfunden werden.

Im Kofferraum befindet sich ein schwarzer Meade Koffer und eine Tasche. Letztere beinhaltet das Stativ aus rostfreiem Stahl und Aludruckgussteilen. Dieses nehme ich nun aus der Tasche, fahre die drei Stahlbeine auf das Maximum hinaus und montiere die Spreizplatte, die gleichzeitig auch als Okularhalter dient. Ich richte die Auflage für das Teleskop mit einer aufgelegten Wasserllibelle genau waagerecht aus.

Nun packe ich das Gerät, das fein säuberlich zusammen mit Taukappe, Autostar- Steuerung, Kabel dem mitgelieferten 26mm Okular und dem zugekauften Zoom- Okular (8-24mm wie das 26mm aus der Meade 4000 Serie) in einem speziellen für das Gerät vorgesehenen Koffer steckt, auf das Stativ. Mit zwei Schrauben wird das Teleskop – genauer das in einer azimutalen Gabelmontierung steckende - auf die obere Platte der Polwiege geschraubt. Dies ist etwas diffizil, da die Schrauben genau senkrecht in die Gewindelöcher passen müssen, da ansonsten die Gewinde nicht greifen. Die Polwiege kann nach dem Pol ausgerichtet werden und dann hätte man ein parallaktisch montiertes Instrument. Dies ist für die Astrofotografie, vor allem im Deepskybereich unabdinglich. Ich entschliesse mich aber heute für die rein visuelle Beobachtung und die Polwiege bleibt auf 0° gerichtet; es besteht somit eine azimutale Montierung.

Das Gerät wird so ausgerichtet, dass die Bedienungselemente der Steuerung auf der Ostseite stehen. Danach drehe ich das Gerät in Azimut – nach dem Lösen der entsprechenden Klemmung – von oben gesehen in Gegenuhrzeigerrichtung bis zum Anschlag (unter Umständen mehrere Umgänge) und anschliessend im Uhrzeigersinn bis es genau in Richtung Nord zeigt. Ich benutze dazu einen Kompass. Notfalls ginge auch das Abschätzen mit Hilfe des Polarsterns.

Nun richte ich das Gerät in Elevation auf 0° aus. Dies kann auch mit der Wasserlibelle oder -waage gemacht werden. Ich habe im Vorfeld das Gerät zu Hause in aller Ruhe "geeicht"; d.h. mit einer Wasserwaage das Gerät auf einem Tisch stehend waagerecht gestellt und die Elevationsskala eingenullt.

Jetzt schalte ich das Gerät ein. Ich benutze hier frische Alkaline- Batterien (10 Stk!) der Grösse AA. Alternativ ist auch eine externe Stromversorgung über Zigarettenanzünder im Auto oder Bleiakku u.ä. (Achtung: Positiv (+) auf dem Mitte!pol des Steckers) möglich.

Der Autostar meldet sich mit der „Sonnenwarnung“ (ausschaltbar) und nach dem Wählen des Ausrichtverfahrens (Align), quittiere ich die Meldung über das Ausrichten des Teleskops nach Norden bzw waagerecht (ist ja bereits gemacht) und lasse den ersten Referenzstern, der mir der Computer meldet (Wega) anfahren. Diese liegt nach dem alles andere als lautlosen Anfahren nicht im Okulargesichtsfeld (26mm Okular; Serie 4000 von Meade). Im praktischen Winkelsucher ist er aber sichtbar. Ich fahre mit Hilfe des Suchers und dann im Okular Wega in die Mitte des Gesichtsfeldes und quittiere. Dasselbe mit den beiden Nachfolge- Referenzsternen, die bereits im Okulargesichtsfeld "landen". Nach der "Bereitschaftsmeldung" gehe ich ins Objektmenu.

Hier wähle ich Jupiter und lasse diesen anfahren. Mit einem etwas lauten und unangenehm kreischend- heulenden Geräusch fährt der Katadioptriker in Richtung Jupiter. Als die Anzeige auf dem Autostar die „Ankunft“ meldet blicke ich ins Okular und sehe Jupiter im Gesichtsfeld. Ich fahre in ein wenig gegen die Mitte und stelle scharf: Welch ein Anblick! Ruhig steht er da, unser riesiger Gasplanet. Klare Wolkenstrukturen und die galileischen Monde Ganymed, Europa und Kallisto (Io scheint sich auf der Rückseite des Jupiters zu verweilen) wie an einer Perlenschnur! Ich kann mich gar nicht satt sehen an diesem Anblick. Auch im Zoom- Okular (Serie 4000 von Meade) offenbart sich Jupiter gegenüber meinem 12“ GSO- Newton mit einem offensichtlich stärkeren Kontrast. Das Bild im GSO wirkt richtig flau dagegen.

Nun wird M13 als Ziel angewählt. Dieser ist nicht einmal im Winkelsucher zu erkennen. Obwohl das Röhrchen dazu reichen sollte. Ich bemerke, dass sich etwas in Elevation verstellt haben muss. Tatsächlich. Obwohl ich die Elevationsachse gut angezogen habe hat sich diese verstellt. Das ganze Align- Verfahren muss neu ausgeführt werden.

Mit sehr fest angezogener Elevationsachse steht M13 dann mit voller Pracht, etwas aussermittig im Gesichtsfeld. Des 26mm Okulars. Wie Diamanten glitzern die einzelnen Randsterne dieses Sternenhaufens. Auflösen kann diese, mit 5“ kleine Optik, nur den äusseren Bereich des Kugelhaufens. Auch mit dem Zoom- Okular ist keine nenneswerte Auflösungszunahme zu verzeichnen.

Abschliessend noch einen Blick auf M51. Hier zeigt sich gegenüber einem 12“- Gerät das Fehlen von Öffnung. Mehr als zwei leuchtende Fleckchen kann ich nicht erkennen.

Für Mond, die grösseren Planeten und hellsten Deepskyobjekte (Sternhaufen) ist das Gerät optisch ein Genuss. Was verbesserungswürdig erscheint ist leider die Mechanik. Die Sperren der Achsen – vor allem diejenige der Elevation - müssen zu fest angezogen werden. Ich sehe da Probleme bei zarten Frauenhändchen. Dazu ist Missstimmung vorprogrammiert, wenn dieses kleine Heulgerät zu später Nachtstunde in der Nähe von Nachbars offenem Schlafzimmerfenster betrieben wird.

Dieses katadioptrische Teleskop nach Maksutov auf einer guten Montierung ist aber allererste Sahne, nicht nur für den mobilen Einsatz.

 

Goto Montierung Celestron CAM

Illustration: Celestron

Freitag, den 27. August 2004

Scheinbar ist diese Montierung (noch) nicht weit verbreitet. Auch sonst ist im Web ausser Informationen von Hersteller und Händler wenig zu erfahren. Ich werde die Montierung heute Nacht das erste Mal ernsthaft visuell einsetzen.

Das Aufstellen geht soweit einfach: Zuerst das Dreibein hinstellen und in Etwa den Nocken für die Feineinstellung der Rektazension möglichst Richtung Norden ausrichten (Kompass) und mit Hilfe der Verlängerungsmöglichkeit der drei Beine das Stativ möglichst ins Blei setzen.

Anschliessend die Montierung aufsetzen und mit der Zentralschraube von unten fixieren.

Dann die zwei Achsen mit den Markierungen auf das Gegenstück derselben auf dem Montierungsgehäuse ausrichten und mit den entsprechenden Hebeln arretieren .

Nun die Platte mit den Löchern für Okulare zwischen das Dreibein bringen und mit der Mutter auf der Zentralschraube festziehen.

Jetzt die Gegengewichtsstange einschrauben, die Sicherungsschraube entfernen, die Gegengewichte aufschieben und die Sicherungsschraube wieder reindrehen.

Nun das Teleskop (in meinem Fall das (Celestron CR150) in die Schwalbe einschieben, sowie Zenitspiegel und Okular bei ganz eingefahrenem Fokus anbringen.

Jetzt beide Achsen austarieren, dann das Stromkabel für die DEC- Achse und dasjenige von der Steuerbox einstöpseln.

Wenn jetzt beim Fokussieren der Okularauszug heraus gedreht wird, entsteht ein leichtes „Übergewicht“, das beim Verfahren mit kleinen Geschwindigkeiten eine Aufhebung des Zahnspiels bewirkt.

Jetzt noch das Hauptstromkabel entweder via Zigarettenanzünderstecker vom Auto oder wie ich, von einem kleinen Bleiakku aus der Starterbox meiner Modell- Heliausrüstung in die entsprechende Steckbuchse stecken. Fertig

Jetzt kommt die Ausrichtung:

Nach Eingabe der Ortszeit, Datum und Koordinaten kann man zwischen drei Ausrichtungsmöglichkeiten (Align) wählen. Ich wähle die "Auto Align" (Da bleibt die grösste Verantwortung beim Gerät)

Nach dem ENTER wählt der Prozessor einen Referenz- Stern aus, bei mir Arcturus und fährt diesen nach Bestätigung mit ENTER an. Mit den Pfeiltasten kann er im Sucher zentriert werden. Nach dem Bestätigen mit ENTER kann eine Feinjustierung im Okular wie gehabt getätigt werden. Nach dem Betätigen von ALIGN schlägt es den zweiten Stern vor. Hier ist es Dubhe. Das gleiche Spiel zum Zweiten. Der dritte Referenzstern ist Deneb. Während dem Anfahren von Deneb erkenne ich, dass es eine Kollision zwischen einem Bein des Stativs mit dem Teleskoptubus geben wird; Deneb war zu diesem Zeitpunkt sehr nahe am Zenit! Wie stoppe ich das „Ding“. Ich muss den Stecker der Hauptstromzuführung heraus ziehen, was sehr leicht ging, etwas zu leicht meines Erachtens, da es wenig braucht, um bei einem unachtsamen Berühren des Hauptstromkabels eine Langzeitbelichtung zu Nichte zu machen.

Jetzt das Ganze noch einmal, aber beim Vorschlag des dritten Referenzsternes wähle ich einen, der etwas weiter und auf der „anderen Seite“ vom Zenit steht: Vega.

Nun findet die Kalibration statt, was etwas länger dauert; knapp eine Minute, schätze ich. Dann kam das O.K und ich kann jetzt aus den steuerungsinternen Katalogen diverse Sterne und Objekte anfahren lassen.

Ich versuche es mit M31, die stand vom aufgehenden Mond relativ weit weg und war auch nicht gerade in der Nähe der angefahrenen Referenzsterne. Zahlentaste mit „M“ (für Messier); „031“ (alle Objekte müssen dreistellig eingegeben werden) und ENTER. Los geht’s.

Nach etwa einer knappen Minute hat der Tubus M31 erreicht und nach einem kurzen „hin- und her“ war dieser ruhig. Der Blick durchs 35mm Okular zeigte M31 sehr schwach als nebliges Fleckchen vom Rande des Gesichtsfeldes teilweise abgeschnitten.

Erstaunlich, da ich die genaue Ausrichtung auf den Polarstern nicht vorgenommen habe! Diese Funktion der Steuerung sollte es erlauben, die Montierung sehr präzise und ohne Polsucher auf den Pol auszurichten. So eine Art „digitalisierte Scheinermethode“. Ich werde dies an einem weiteren Abend versuchen.

Nun fahre ich den Tubus Richtung Erdtrabanten, richtete diesen Okularmittig, und befestigte meine SR- Kamera am entsprechenden Tubusende. Während der Durchführung der fotografischen Versuchsreihe mit den 25, 15 und 9mm Okularen blieb der Mond immer an derselben Stelle im Kamerasucher. Die Erschütterungen, durch das Scharfstellen hervorgerufen, klangen rasch (rund 3 Sekunden) ab. Welche Auswirkung das Hochklappen des Kameraspiegels hat, wird sich nach dem Entwickeln des Films zeigen.

Wenn ich mich mit der Steuerung etwas vertrauter gemacht und in der Astrofotografie die ersten „Rückschläge“ verdaut habe, versuche ich es mit der Langzeitfotografie. Der Orionnebel M42 lässt sicher nicht mehr lange auf sich warten.

 

Celestron CR 150/f8

Samstag, den 25. Oktober 2003

Heute spreche ich mich mit dem Vater eines Kollegen von mir ab, der sich auch etwas für das Sternegucken interessiert. Pierre ist Lehrer und möchte mal durch ein grösseres Teleskop schauen. Heute ist Superwetter und erst noch Neumond!

Wir packen den Celestron CR150/f8 zusammen mit der AYO- Montierung, dazu gehörigem Dreibeinstativ samt Laptop (Redshift) in mein Auto und fahren auf eine Hochebene in der Nähe von Affoltern im Emmental.

Dort angekommen, setzen wir das Stativ am Rande eines Feldweges in den Acker und nach der AYO setzen wir zuletzt noch den nicht gerade kleinen Refraktor oben drauf

Zuerst peilen wir den vor etwa einem Monat in Opposition (Rekordnähe dieses Jahr!) gestandenen Mars an. Der ist nicht zu übersehen, liegt er als hellstes Objekt hoch im Süden. Trotz orangem Filter und 12,5mm Okular sind keine Details zu erkennen. eine recht grosse, orange leuchtende Scheibe sonst gar nichts. Vielleicht herscht im Moment ein Sandsturm auf Mars?

Enttäuscht nehmen wir Vega (auch nicht zu übersehen) ins Okular, um den sekundären Farbfehler zu testen. Ein "Saum" ist mit dem 26mm Plössl ganz leicht erkennbar. Es könnte aber auch eine atmosphärische Refraktion sein. Mit dem 12,5mm Plössl ist aber ein zwar schwacher aber eindeutiger, violetter Schimmer um Vega zu erkennen. Die anderen Sterne um Vega sind saubere Nadelstiche - alle bis hinaus an den Rand des Gesichtsfeldes.

Das Fokussieren geht leicht und es ist kein Spiel im Okularauszug erkennbar.

Wenn wir schon bei Vega sind... M57 - auch mit Hilfe der Teilkreise - wird rasch gefunden. Die Vergrösserung mit dem 26- er Plössl nicht gerade berauschend und M57 erscheint eher wie ein unscharfer Stern. Zwischendurch, mit indirektem Sehen erscheint mir eine etwas dunklere Mitte. Der Wechsel auf das 12,5-er offenbart dann das wahre Gesicht von M57. Ein eindeutiger Ring ist zu erkennen; aber keine weiteren Details. Auch erscheint er mir kreisrund und nicht wie im 12"-er oval.

Nun wird M13 im Herkules angepeilt. Mithilfe einfacher, selbstgebastelten Teilkreise, die aus um die Montierungsachsen geklebten, mit Teilgraden versehenen Papierstreifen bestehen, finden wir M13 auf Anhieb. Am Rand des 26mm Plössl ist er als leicht am Rand aufgelöst ersichtlich.

Die AYO ist phänomenal. Leicht und ohne das kleinste Ruckeln lässt diese mit kleiner Kraft M13 in die Mitte des Gesichtsfeldes rücken. Wir wechseln auf das 12,5mm Okular und schon ist M13 bis fast in die Mitte aufgelöst. Wie Diamanten auf schwarzem Samt erscheinen die äusseren Sterne dieses beträchtlichen Sternenhaufens. Die schwächeren Sterne um M13 sind wiederum wie Nadelspitzen, so fein.

Nun noch die beliebt-bekannte Andromedagalaxie, die ich von blossem Auge erkennen kann. Also den Telrad drauf und mit dem 26-er erkennt amn neben dem hellen Zentrum auch äussere Bereiche. So habe ich M31 noch nie gesehen. Auch Pierre ist begeistert von derer Anblick. Mit der Hoffnung, dass unsere eingespielten Augen mehr erkennen können, nehmen wir uns nochmals Mars vor. Leider bleibt es dabei, dass wir keine Details erkennen können.

Der Refraktor Celestron CR 150/f9 ist ein "echter" Fraunhofer Achromat mit Luftspalt. Infolge des grossen Öffnungsverhältnisse von 1:8 ist ein relativ grosser Farbfehler erkennbar, der aber visuell nur bei sehr hellen Objekten (z.B. Mondrand) wirklich stört. Wenn das von Herrn Fraunhofer empfohlene Öffnungsverhältnis von 1:15 oder noch besser 1:20 realisiert wird, erhalten wir mit dem 150-er eine "Flak" von drei Metern Länge!!

Leider lässt sich das Objektiv nicht kollimieren, da es fix im Tubus verankert ist. Wenn dieses aber in der Manufaktur von Synta sauber kollimiert worden ist und in der Nutzung keine grossen Schläge auf das Teleskop einwirken, wird eine Nachjustierung auch nie nötig werden.

Nach meiner Einschätzung erhält man mit diesem Gerät einen absolut tauglichen und auch preisgünstigen Refraktor, der in dieser Grösse vor nicht allzulanger Zeit nur in Volks- und Vereinssternwarten zu finden war.

Auch die AYO macht Freude. Wie mit einem Dobson kann damit dieser Refraktor "bedient" werden. Er ist sehr leichtgäng, ruckelt nicht und ist sehr stabil und robust.Benötigt kein Einjustieren und keinen Strom. Wie ein Dobson: Hinstellen und spechteln! Für eine reine visuelle Beobachtung DIE Wahl!

Für grosse Vergrösserungen bringt der parallaktische Adapter eine deutliche Erleichterung; muss dann nur noch in einer Achse (Rektazension) nachgeführt werden. Dieser hat aber wiederum den Nachteil, dass bei schwereren Geräten ein Gegengewicht notwendig wird, damit in Extremstellungen ein Umfallen des gesamten Equipments verhindert wird.

 

Azimutale Montierung AYO

Siehe Testbericht über Celestron CR 150/f8

Dobson- Teleskop GSO 980; 12"/f5

Dienstag, den 16. September 2003

Heute sind endlich günstige Verhältnisse, um meinen seit fast 35 Jahre nach meinem letzten Blick durch ein eigenes Teleskop angeschafften GSO 12" Dobson auszuprobieren. Der abnehmende Mond ist im letzten Viertel, die Temparaturen sind angenehm und ich bin auch nach einem arbeitsreichen Tag nicht zu müde.

Ich schleppe das mit einem Durchmesser von gut 300mm und einer Länge von über 1500mm, rund 20kg schwere Gerät die Kellertreppe hinauf und lege es auf die vorher hinaufgetragene Rockerbox. Mit Letzterer zusammen wiegt das Teleskop um die 35kg.

Für dern Transport benötigt es schon einen ansehnlichen Kofferraum.

Als Firstlightobjekt nehme ich natürlich den noch recht tief am Osthorizont stehende Mond ins Visier. Ich bin (noch) zu wenig bewandert um die nun im Terminatorbereich zu sehenden Formationen beim Namen zu nennen.

Als erstes muss ich beim mitgelieferten 26mm Okular den glücklicherweise dazu gekauften Mondfilter einschrauben. So hell scheint unser Trabant aus dem 12"- Spiegel.

Nun ist das Beobachten sehr angenehm und es ist eine Lust mit diesem "Kanonenrohr" über die Mondoberfläche zu wandern. In einer so schönen plastischen Darstellung habe ich den Mond noch nie gesehen.

Obwohl mir Eduard von Bergen den Newton vor der Übergabe bestens einjustiert hat, scheint sich durch den langen und auch nicht gerade sanften Transport von Sarnen nach Ersigen diese wieder etwas verstellt zu haben. Die Sterne am Okularrand sind leicht verzogen, wie kleine Kometchen. Nicht stark aber eindeutig erkennbar.

Nun versuche ich es mit dem vor ein paar Tagen erhaltenen Televue Nagler Zoom 6- 4mm. Hier ist der Mondfilter nicht mehr notwendig. Dafür muss mit dem Rumschubsen des Dobsons Sorgfalt angewendet werden. Rasch wandert der Mond aus dem Gesichtsfeld und genau so rasch schubse ich in die falsche Richtung. Trotz seiner Grösse und Helligkeit ist es dann gar nicht mehr so einfach, den Mond wieder ins Gesichtsfeld zu kriegen. Ist mir dies endlich wieder gelungen, ist der Eindruck eher ernüchternd. Die Luftunruhe lässt die Topografie nur so herumhüpfen und es ist kein Genuss, dies länger zu beobachten.

Ich stelle, nachdem ich die Nachführrichtung "gekopft" habe fest, dass das horizontale Nachführen im Gegensatz zur Vertikalen etwas "holpperig" geschieht. Bei den grossen Vergrösserungen mit dem Nagler ist das etwas unangenehm.

Der Grund liegt darin, dass sich beim längeren Lagern die Rollen des Axiallagers leicht in die relativ weiche Oberfläche der Rockerbox eindrücken. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, den schweren Newton nicht auf der Rockerbox zu lagern.

Nun verlasse ich den Mond und versuche M57 in der Leier aufzusuchen. Als Wiedereinsteiger fällt es mir schwer, mich am Himmel zu orientieren. Die angeschaffte Sirius- Sternkarte ermöglicht es mir aber die hell leuchtende Wega zu finden und mit Hilfe des Telradfinders visiere ich die Stelle zwischen den beiden "Begleitern" an, wo der Ringnebel sein sollte. Ich schaue mit dem 26mm Okular und sehe ein paar Sterne, aber kein Ringnebel. Mit dem Zoom - auf 6mm gestellt - ist es sehr schwierig, da schon der kleinste Schubser hunderte von Sternen durchs Gesichtsfeld sausen lässt. Also wechsle ich zurück zum 26-er und visiere mit dem Telrad noch einmal auf die ungefähre Stelle von M57. Jetzt habe ich beim Blick ins Okular das Gefühl ein etwas unscharfer Stern zu sehen. So klein soll das "Ding" sein? Ich wechsle gaaanz vorsichtig - um die Richtung nicht zu verstellen - wieder auf den Nagler- Zoom, stelle scharf und Hurra! M57 ist als gelb leuchtender Rauchring zu erkennen. Ich sehe keine Details, nur ein leicht ovaler Ring. Mit der Verstellung auf 4mm wird er zwar etwas grösser aber auch kontrastarmer.

Nun etwas Leichteres. Albireo im Schwan ist mein nächstes Ziel. Ich visiere also den vermeintlichen Albireo an, sehe aber "nur" einen strahlend hellen Punkt. Leicht errötend, was man im Dunkeln nicht erkennen kann, nehme ich das andere "Ende" vom Schwan in die Teilkreise des Telrad und wunderschön sind die beiden Komponenten im Nagler zu sehen. Weit auseinander liegend, die eine rötlich, die andere bläulich leuchtend.

Nun noch ein Kugelsternhaufen; aber welcher? Mit Hilfe der "Sirius" wähle ich M15. In der Hoffnung ihn in der Nähe des "Enif" finden zu können. Ich bekomme langsam Mut. Ist doch M15 fast in der Mitte des Gesichtsfeldes vom 26mm Okular zu erkennen! Das Nagler bringt nichts. Keine Auflösung des sehr hellen Kerns. Die Luft ist heute abend einfach zu unruhig.

Es ist spät geworden und die Arbeit beginnt morgen gegen halb sieben wieder. Nur noch einen Blick auf die mir vom Fernglas bestens bekannte M31. Die Andromedagalxie muss doch eindrücklich sein mit 12" Öffnung. Leider lässt das doch noch sehr helle Licht des Viertelmondes nur das Zentrum der Sterneninsel als schummriger heller Nebelfleck erkennen. Etwas grösser als im Feldstecher.

Ich bin überzeugt, im GSO 980 ein gutes und praktisches Instrument zu haben und mit der entsprechenden Übung bezüglich der Suche und Nachführung sowie dem Aufsuchen eines dunklen Ortes, die wahren Grenzen dieses Gerätes erkunden zu können.



 

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